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Di, Mär

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DGNB Preis »Nachhaltiges Bauen«: Interview mit Martin Haas, DGNB Vizepräsident

Menschen

Hinter dem zum dritten Mal ausgelobten Wettbewerb »Nachhaltiges Bauen« steht u.a. die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.. Wir sprachen mit Martin Haas, dem Vizepräsidenten der DGNB über die Auslobung und das Thema Nachhaltigkeit.

Martin Haas hat in Stuttgart und London Architektur studiert. Ab 1995 arbeitete er bei Behnisch Architekten, ab 2005 war er Partner im Büro Behnisch. Seit 2009 ist Martin Haas Gastprofessor an der University of Pennsylvania, Philadelphia. 2012 gründete er sein eigenes Architekturbüro haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050

Martin Haas gründete 2012 das Architekturbüro haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050.

Rolf Mauer: Herr Haas, wen wollen Sie mit dem Wettbewerb zum DGNB Preis »Nachhaltiges Bauen« erreichen, wer kann teilnehmen? Wonach suchen Sie genau? Welche Gebäude sind chancenreich?

Martin Haas: Es werden Architekten, Bauherren, Nutzer und Investoren angesprochen. Wir suchen beispielhafte Gebäude, welche Nachhaltigkeit mit all seinen Faktoren der Ökologie, der Ökonomie und dem soziokulturellen Bereich umgesetzt haben. Innovative Gebäude mit besonderen Nutzungskonzepten oder außergewöhnliche, ökologische Materialstrategien sind ebenso willkommen.

Rolf Mauer: Wie hilft die DGNB Architekten und Planern bei Ihrer Arbeit um »Nachhaltigkeit, Innovation und gestalterische Qualität« in unserer gebauten Umwelt zu erreichen?

Martin Haas: Die DGNB als Verein mit über 1.200 aktiven Mitgliedern ist eine wunderbare Wissensplattform, welche in permanenter Entwicklung aufzeigt, welche Aspekte bei der Planung und Umsetzung nachhaltiger Architektur zu berücksichtigen sind. Wir laden die Architekten und Planer ein, bei diesem Austausch mitzumachen, um die Qualität unserer gebauten Umwelt stetig zu verbessern.

Rolf Mauer: Wir sind weltweit mit Entwicklungen konfrontiert, die unser Leben und Arbeiten grundlegend beeinflussen: Die zunehmende Urbanisierung, der demographischen Wandel, ein völlig neuer Umgang mit dem Thema Mobilität, um nur einige zu nennen. Ist »Mobilität« ein Thema für Architekten? Was bedeutet das für die Architektur? Wie können oder müssen sich die Architekten darauf einstellen?

Martin Haas: Die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft führt dazu, dass auch in der Architektur der Wunsch nach einzigartigen, individuellen Ideen stärker wird. Die Architektur wird dadurch bunter und vielfältiger. Klassischerweise getrennte Bereich wie Arbeiten und Wohnen brechen auf. Es wird, nicht zuletzt dank der Technologie, kaum noch dazwischen unterschieden. In Zukunft werden daher Räume gestaltet, in denen beides möglich ist. Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Wandlungsfähigkeit sind die neuen Parameter bei der Planung.

Das hat auch Einfluss auf die Stadtplanung der Zukunft: Wir werden nicht mehr in großmaßstäblichen Räumen denken: Einkaufsviertel hier, Freizeit- oder Wohnviertel dort – diese Unterscheidung passt nicht mehr in die Gesellschaft.

Das Leben wird weniger geradlinig verlaufen. Die klassische industrielle Biografie mit Ausbildung, einem Beruf fürs Leben und die Rente mit 65 wird es beispielsweise immer seltener geben – Mobilität prägt das Berufsleben. Im Privatleben werden es in Zukunft hingegen die Themen Gesundheit und Lebensqualität sein, die an Relevanz gewinnen – schon allein durch die demografische Entwicklung wird sich viel verändern. Bunter und vielschichtiger wird dadurch auch das Leben in der Stadt. In der Städteplanung denkt man vermehrt über die Anpassung oder Umwandlung bestehender, gewachsener und vor allem funktionierender Strukturen nach, statt völlig neue zu schaffen. Es wird nicht mehr ein neues Wohnviertel vor den Toren der Stadt gebaut; stattdessen wird z. B. ein Areal inmitten der Stadt überplant.

Stadtplanung ist dabei offener geworden – und freier von Ideologien und Konventionen. Sozialer Wohnungsbau am Stadtrand, das Bankenviertel getrennt von Wohnvierteln – solche Muster verlieren sich.

Das Leben in einem intakten, funktionierenden Quartier ist vielen Menschen wichtig: Kultur, Einkaufmöglichkeiten, eine gute medizinische Versorgung und ein intaktes öffentliches Versorgungsnetz sind Entscheidungskriterien bei der Wahl des Wohnortes – Nachbarschaft und sozialer Austausch spielen eine große Rolle!

Der Architektur kommt dabei eine wichtige und entscheidende Rolle zu: Sie hat eine große Sozialverantwortung, denn sie formt Netzwerke menschlichen Zusammenlebens – Räume gestalten das Leben; Farben und Szenarien beeinflussen dieses.

Die Baukultur befindet sich in einem Wandel; es entsteht dabei eine neue Art von Baukultur, in der man sich bewusst macht, welchen Wert ein Gebäude tatsächlich hat – über das Materielle hinaus! Gebäude müssen ganz grundlegende Qualitäten bieten – unabhängig von Trends und Zeitgeist müssen sie die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigen!

Rolf Mauer: Als Vizepräsident der DGNB setzen Sie sich für eine nachhaltigere Bauweise unserer Gebäude und Stadtquartiere ein. Wie beeinflusst Sie dieses Engagement in Ihrem privaten Leben? Wie sehr achten Sie bei sich persönlich auf mehr Nachhaltigkeit?

Martin Haas: Für mich als Architekt ist dies eher eine Frage zur grundsätzlichen Haltung zu den Themen unserer Zeit und daher nicht nur gekoppelt an mein Engagement beim DGNB: Unsere Welt ist im Wandel. Es ist der richtige Zeitpunkt, vieles in Frage zu stellen. Denn die Debatte um eine verantwortbare Lebensqualität ist auch Ausdruck eines grundlegenden Aufbruchs. Es gilt einen neuen Wertekanon zu finden, welcher radikal andere Wege des Wirtschaftens ermöglicht. Uns dämmert, dass wir die Art, wie wir leben ändern müssen, um auch zukünftigen Generationen die gleichen Lebensbedingungen zu ermöglichen. Es gilt Mensch, Raum und Umwelt in Einklang zu bringen. Diese Motivation beeinflusst natürlich auch mein persönliches Verhalten.

Rolf Mauer: Herr Haas, vielen Dank für das Gespräch.


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