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Mo, Feb

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Die Ennigerbrücke in Malters von Pirmin Jung Ingenieure

Projekte (d)

Holzbrücken sind die ältesten Brücken der Welt und erleben wegen ihrer Standfestigkeit und Dauerhaftigkeit eine Renaissance. Hundert Jahre führte die alte Enniger Holzbrücke über den Fluß und wurde 2005 bei einem Unwetter vom Hochwasser der Kleinen Emme mitgerissen und vollkommen zerstört. Die Strassengenossenschaft Ennigerbrücke-Oberlangnau im schweizer Kanton Luzern entschied in einer Abstimmung, an Stelle der alten Brücke wieder eine gedeckte Holzbrücke zu erstellen.

Die 2010 eröffnete Ennigerbrücke dient als einspurige Strassenbrücke und hat eine Tragfähigkeit von 28 Tonnen, ihre Spannweite beträgt 42 Meter. Mit einer Nutzbreite von 3,5 Meter und einer Nutzhöhe von 3,8 Meter erfüllt sie die Voraussetzungen unter anderem des landwirtschaftlichen Verkehrs.



Bei der Ennigerbrücke in Malters handelt es sich um eine gedeckte Holzbrücke aus zwei Fachwerkträgern und grossformatigen Mehrschichtplatten als Fahrbahnunterbau. Die Primärkonstruktion besteht aus zwei ca. 45 Meter langen Fachwerkträgern aus Brettschichtholz GL24h/GL36h. Der Untergurt ist jeweils ein Stahlprofil HEB 360, das mit Schlitzblechen und Stabdübeln an die Diagonalstäbe angeschlossen ist. Auch die Strebenanschlüsse an die Obergurten erfolgen über Schlitzblechverbindungen. Zwischen den Stahlprofilen liegt die 300 Millimeter dicke Fahrbahnplatte, welche aus grossformatigen Mehrschichtholzplatten besteht. Sie sind quer zur Fahrtrichtung gespannt und mit den Fachwerkuntergurten torsionssteif verschraubt. Die gesamte Konstruktion ist in der Mitte um knapp 500 Millimeter überhöht. Horizontal ausgesteift ist die Ennigerbrücke über die Dachscheibe. Diese leitet Horizontallasten aus Wind und Verkehr über die beiden freistehenden Betonpfeiler direkt in die Widerlager ein. Zudem werden Anfahrts- und Bremskräfte auf Ebene der Fahrbahn direkt über Stahleinlagen in die Widerlager abgetragen.

In einer Vorprojektstudie entwickelte die Schweizer Holzbauingenieure Pirmin Jung als Ersatz eine gedeckte Holzbrücke. 2006 erfolgte die erste Baueingabe mit einer 34 Meter langen Brücke, welche beidseitig auf die bestehenden Widerlager gesetzt worden wäre. Im Rahmen der Hochwassersanierung der Kleinen Emme wurde vom Kanton Luzern jedoch entschieden, das Flussprofil von 34 Meter auf 42 Meter auszuweiten. Entsprechend erfolgte eine Anpassung des linken Brückenwiderlagers. Das rechte hingegen wurde gänzlich neu erstellt. Zudem ist die Brücke höher gesetzt als die alte.


Anders als die Badbrücke in Wolhusen, zehn Kilometer von Malters entfernt, deren Vormontage auf der Wiese erfolgte, wurde die Ennigerbrücke in Teilfragmenten beim Holzbauer vormontiert. Nachts transportierte er die Fachwerke mit ca. 46 Meter Länge in drei Fragmenten mit bis zu 29 Meter Länge zum Bauort, sodass sie morgens zur Montage bereit standen. Am ufer wurden sie zur gesamten Länge zusammengebaut und anschliessend mit zwei grossen Kranen eingehoben. Die Montage fand über Wasser statt.

Holz besitzt in der Schweiz allgemein eine hohe Akzeptanz. Holzoberflächen wirken nicht als Fremdkörper in der Natur. Gerade in der ländlichen Umgebung am Standort der Ennigerbrücke, als Pendant zu Wasser und Natur, passt dieser Holzbau nach Meinung der Ingenieure ideal. Holzkonstruktionen eignen sich sehr gut für die Vorfertigung, wodurch sich die Bauzeit wesentlich reduzieren lässt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass beim Werkstoff Holz der Brückenbau ohne Gerüst im Fluss möglich ist, was unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich bei der Kleinen Emme um einen Wildbach handeln kann, nicht unrelevant ist. Der Bauherrschaft wurde ein wesentlicher Teil der Baukosten von der Elementarversicherung gedeckt, weil im Kanton Luzern gedeckte Holzbrücken entsprechend versichert werden.



Technische Daten:
Spannweite: 42,0 m
Fahrbahnbreite: 3,5 m
Durchgangshöhe: 3,8 m
Überhöhung der Fahrbahn ~500 mm (480)
Belastbarkeit: Fahrzeuge bis 28 t
Holzverbrauch: Fichte/Tanne: 135 m3
Eiche: 4.8 m3
Stahlteile: 14130 kg

Beteiligte:
Bauherrschaft Strassengenossenschaft Ennigerbrücke/Oberlangnau, Malters
Holzbauingenieur und Bauleitung Holzbau: PIRMIN JUNG, www.pirminjung.ch
Betoningenieur und Bauleitung Widerlager/Wasserbau: Emch + Berger WSB AG, www.ebwsb.emchberger.ch
Holzbau: Tschopp Holzbau AG, www.tschopp-holzbau.ch und Stalder Holzbau AG, www.stalder-holzbau.ch
Belag und Abdichtungen: Aeschlimann AG, www.aeschlimann.ch
Spengler/Dachdecker: Von Büren, Malters

Lieferanten:
Brettschichtholz: Roth AG, www.rothburgdorf.ch
Stahlteile: Krieger AG, www.krieger-ruswil.ch
Fahrbahnplatte: Schilliger Holzindustrie AG, www.schilliger.ch






Foto: Weber

Fassade

Prägendes architektonisches Merkmal des neuen Wim-Wenders-Gymnasiums in Düsseldorf ist die lichtdurchflutete Agora. Foto: Jörg Hempel

Dach

An der Rohdecke abgependelte Microline-Profilleuchten mit extra weitem Lichtaustritt von Deltalight sorgen in den Arbeitsplatzzonen für die Allgemeinbeleuchtung. Die schlanken Lichtlinien folgen den Diagonalen des Teppichboden-Dessins und lockern den strengen rechteckigen Grundriss damit auf. Foto: Ingmar Kurth

Beleuchtung

Prof. Thomas Auer ist Leiter des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München und Geschäftsführer des international tätigen Ingenieurbüros Transsolar. Bild: Tassilo Letzel / TUM Department of Architecture

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Prof. Thomas Auer ist Leiter des Lehrstuhls für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der TU München und Geschäftsführer des international tätigen Ingenieurbüros Transsolar. Bild: Tassilo Letzel / TUM Department of Architecture

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Rund 200 Hersteller beteiligten sich an den Architects‘ Darling Awards 2024. 22 Brand-Awards und 14 Jury-Awards wurden in diesem Jahr verliehen.

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