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Das Zoofenster von Christoph Mäckler in Berlin

Projekte (d)

Zusammenspiel von Sockel und Turm an der Hardenbergstraße. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch 

Das Zoofenster ist mit knapp 119 Meter eines der höchsten Gebäude Berlins. Und doch ist es kein typisches Hochhaus, vielmehr ein komplex gestaffelter Baukörper, der in vielfacher Weise auf sein städtisches Umfeld reagiert. Es besteht aus einem Gebäudesockel, aus dem ein 22-geschossiger Gebäuderiegel und ein 32-geschossiger Turm wachsen. Der Sockel nimmt das gesamte Grundstück ein und nimmt die Höhe und Linienführung der umgebenden 6-geschossigen Nachbarbebauung auf. Er erzeugt klar ausformulierte Straßenräume und führt diese bis zum Breitscheidplatz fort. Zur Hardenbergstraße und zum Hardenbergplatz wird der Sockelbau in eine zweigeschossige Arkade aufgelöst, die das Gebäude mit dem Straßenraum verzahnt. Auch die Blickbezüge aus dem Gebäude werden durch bewusste Ausformulierung der Fensterformen und -größen in Ausrichtung zur Stadt gestaltet. Dies zeigt vor allem das emblematische Zoofenster am Hochhauskopf, das zum Platz und darüber hinaus über die Stadt blickt.

Zoofenster Berlin. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch
Ansicht Ecke Joachimstaler Straße / Kantstraße. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch

Oberstes Ziel beim Bau des Zoofensters war es, der Stadt Berlin und der Stadtgesellschaft Halt zu geben, zerrissene bauliche und soziale Strukturen wieder zu verknüpfen sowie lokale Bautraditionen richtungsweisend weiterzuführen. Sein Standort befindet sich in einem von Kriegszerstörungen und planlosem Wiederaufbau schwer betroffenen Quartier des „Berliner Westens“, das Ende des 19. Jahrhunderts, dann in den zwanziger Jahren und zuletzt während der Teilung als zweite oder Ersatz-City fungierte. Dementsprechend bilden rings um den zum Wahrzeichen aufgestiegenen S- und U-Bahnhof Zoo einige Reste der gründerzeitlichen Blockrandbebauung, markante Solitäre der fünfziger und sechziger Jahre sowie einige Bauwerke des Betonbrutalismus der Spätmoderne ein beziehungsloses Geflecht, das zusätzlich von Verkehrsschneisen brutal durchschnitten wird.

Gebäudeabstufungen. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch
Fassadenrelief Sockel. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch

All dem soll das Hochhaus Zoofenster Maß und Mittelpunkt, Dominante und Vermittler zugleich sein. Deshalb greift sein Baukörper als Verbund mehrerer, in der Höhe verschieden gestaffelter Kuben die Vielschichtigkeit der baulichen Umgebung auf, bündelt sie und lässt sie gleichsam ausklingen. Trotz des dreieckigen Grundstücks wurde der Grundriss der Zoofensters als Rechteck ausgebildet und damit die überwiegend rechtwinklige Rasterstruktur der vorhandenen Bebauung fortgeführt. Auf die Richtungslosigkeit des umgebenden Baubestands – es widerstreiten willkürlich angelegte Freiplätze, Kreuzungen und Einmündungen von Verkehrsachsen – antwortet das Hochhaus, indem es nach allen Seiten differenzierte, auf die jeweilige Situation reagierende Fassaden präsentiert.

Die Komplexität des Ortes und dessen Funktion im Stadtraum spiegelt sich auch im Grundriss des Zoofensters wieder. Der Gebäudesockel ist mit seiner Hotel-, Gastronomie und Ladennutzung der Öffentlichkeit zugänglich, sodass sich der Stadtraum ins Gebäude fortsetzt. Die am Standort des Zoofensters zusammenlaufenden Blickachsen sind in der Grundrisskonstellation der öffentlichen Bereiche des Hotels ablesbar und überall spürbar, so an der dreieckigen Form des glasüberdachten Atriums oder des Cafés zum Breitscheidplatz hin.

Atriumstreppe Waldorf Astoria. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch
Atriumstreppe Waldorf Astoria. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch

Der überwiegend sechsgeschossige, partiell aber auch achtgeschossige Sockel greift die Traufhöhen der umstehenden Bauten auf. Umlaufende offene Pfeilerarkaden setzen eine Berliner Bautradition fort, die auch schon die Fünfziger-Jahre-Architektur an der angrenzenden Joachimsthaler Straße weitergeführt hatte. Damit in das architektonische Erscheinungsbild der näheren Umgebung eingebunden, bietet das Zoofenster auch Bezüge zu Charakteristika und Höhepunkten der Architektur Gesamtberlins: Die Fensterraster der Turmschäfte erinnern an die klassische Moderne, die in der Stadt markante Beispiele der „Neuen Sachlichkeit“ hinterlassen hat. Damit gleichsam dem berühmt fortschrittsfreudigen Berlin der „Roaring Twenties“ verschwistert, signalisiert das Zoofenster aber auch den Respekt vor den beeindruckenden Rasterfassaden der Gedächtniskirche Egon Eiermanns von 1957, die gemeinsam mit der Ruine ihres neoromanischen Vorgängers zu einem Hauptwahrzeichen der Stadt Berlin geworden ist.

Vor allem aber gibt das Ensemble des Zoofensters der aktuellen städtebaulichen Wende Berlins zu einer individuellen unverwechselbaren Stadtarchitektur Gestalt: Anders als die ursprüngliche Planung, die ein gläsernes Hochhaus im global gängigen Stil vorsah, wurde das Zoofenster mit Naturstein verkleidet. Die Fassade des Zoofensters aus hellem Kalkstein erhält ihre Lebendigkeit sowohl durch das dezente Farbspiel und die Struktur des Materials selbst als auch durch dessen steinmetzmäßige Bearbeitung. Der Sockel setzt sich durch seine filigrane horizontale Kannelierung vom Hochhaus ab und erhält allein durch die unterschiedliche Lichtwirkung der Oberflächen einen eigenen Akzent. Als Fortsetzung des sprichwörtlichen „Steinernen Berlin“ schließt diese Gestaltung an die markanten Neubauten der letzten Jahre an, die mittels Naturstein kräftige Konturen und skulpturale Oberflächen geschaffen und damit insbesondere der Stadtmitte ein eigenes unverwechselbares Gepräge gegeben haben. Die Glasfassade am Hochhauskopf des Zoofensters schließlich verleiht dem Gebäude, auch und gerade bei Nacht, seine Fernwirkung.

Gleichermaßen der Geschichte wie der Zukunft zugewandt, soll das Zoofenster ein dauerhaftes überzeugendes Zeichen von Kontinuität und Fortschritt zugleich sein.

Lobby Waldorf Astoria. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch

Projektdaten
Baujahr 2013

Architekt: Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main

Innenarchitektur:
Hotel: INTER ART ETUDES, Paris
Büros und Läden: Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main

Bauherr: Harvest United Enterprises Limited, Abu Dhabi

Projektentwicklung: Swan Operations Limited, Abu Dhabi

Hauptmieter: Waldorf Astoria Berlin / Hilton Worldwide

Lobby Waldorf Astoria. Foto: Prof. Christoph Mäckler Architekten / Fotograf: Hans-Georg Esch


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