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Sa, Apr

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Gemeindepavillon von BRI-Architekten

Projekte (d)

Das sehr minimalistische Materialkonzept zieht sich insgesamt durch den Pavillon: Innenwände und Decken bestehen aus lasierten Dreischichtplatten. Hier wurde bewusst auf eine verdeckte Konstruktion zugunsten einer einfacheren und kostengünstigeren Montage verzichtet. Der Bodenbelag besteht aus geschliffenem Anhydrith-Unterlagsboden, der direkt bzw. nur durch eine kleine Fuge getrennt, an die Wandverkleidung anschliesst. In der Küche musste aufgrund der geforderten Rutschfestigkeit ein Kunstharzboden eingebracht werden. In Küche und WCs sind einige Wandflächen aus Hygienegründen mit Vollkernplatten belegt.

Kleinhüningen ist ein Quartier im Norden Basels und war bis zur Eingemeindung Anfangs 20. Jahrhundert ein eigenständiges Dorf. Zur Gründungszeit lagerte Attila der Hunnenkönig mehrmals in der Gegend der Wiesenmündung. Er gilt der Legende nach als Gründer von Kleinhüningen.

Zum Quartier zählt heute das Gebiet nördlich der Wiese. Die Historie des Quartiers wird insbesondere von der unmittelbaren Umgebung der Dorfkirche gespiegelt: Fischerhäuser, das alte Schulhaus, ein Bauernhaus. Weiter dahinter beginnt das Hafengebiet mit seinen Industriebauten. Das Kirchenareal selber ist ein durchgrünter Stadtraum – begrenzt durch ein 60 Meter hohes Betonsilo. Dazwischen spannt sich ein kleiner Platz mit Brunnen und Bänken auf, der sich ausweitet zu einer parkähnlichen Umgebung. Die Sonne scheint durch die Bäume, eine verwunschen anmutende Insel, eine Idylle inmitten der alltäglichen Betriebsamkeit.

In dieser ausgewiesenen Schutzzone – in unmittelbarer Nähe des eingetragenen Denkmales Barockkirche – war der Standort des Pavillons zu prüfen. Einerseits war eine örtliche Konzentration kirchlicher Angebote erwünscht – mitunter als Reaktion auf den Mitglieder- und Ressourcenschwund. Andererseits befand sich das zu ersetzende Kirchgemeindehaus, welches seit längerem baufällig war, nicht in Arealsnähe und wies daher eine zu grosse Distanz zur Kirche auf.

Eine starke Ortsbezogenheit prägt als wichtiges Kriterium den Entwurf. Deshalb gelangt aufgrund des vorherrschenden Baumbestandes auch das Material Holz bzw. Holzwerkstoff in verschiedenen Ausprägungen und Behandlungen zur Anwendung. Die Verkleidungselemente aus nordischer Fichte sind mit einer silbergrauen Lasur geschützt bzw. »vorbewittert«. Die vertikale Gliederung verleiht dem Volumen eine ausgewogene Proportion zwischen Länge/Breite und Höhe. Die einzelnen Fassadenelemente (Bretter/Stäbe) sind unterschiedlich in ihren Abmessungen (Breite und Dicke). Sie sind unregelmässig bzw. im Wechselspiel zwischen »liegend« und »stehend« angeordnet und geben der Fassade so eine Tiefe. Dieses Gestaltungselement ermöglicht es auch, sekundäre Öffnungen in der Perspektive verschwinden zu lassen (die liegenden Elemente werden unterbrochen, die stehende laufen durch).

Die von der BRI-Architekten AG durchgeführte Machbarkeitsstudie evaluierte den besten Standort des zur Debatte stehenden Neubaus. Einbezogen wurde dabei nebst der Denkmalpflege und der Stadtgärtnerei (Baumschutz) auch die Archäologische Bodenforschung, da das Areal einst für einen Friedhof genutzt worden war. Das städtebauliche bzw. architektonische Konzept, den Baukörper in seiner Stellung wie auch Gestalt zurückhaltend erscheinen zu lassen, überzeugte die Denkmalpflege. So ist der Neubau vom eigentlichen Strassenraum aus nicht zu sehen – und wartet im Rücken der Kirche – zusammen mit dem kleinen Park als Ort der Stille und Besinnung – immer wieder von Neuem darauf, entdeckt zu werden.

Seine äussere Gestalt prägen eine einfache, aber auf den Ort abgestimmte Formensprache, Materialisierung und Farbgebung. Während sich die Holzhaut auf den Baumbestand, auf die Stämme, auf die Rinde bezieht, nehmen die Metallbauteile die Farbgebung der Kupferelemente auf, die bei der Kirche verwendet worden waren. Auch mit seinen seitlichen Fassadenknicken reagiert das Volumen auf die Umgebung. Es ist präzise zwischen bzw. unter die beiden geschützten Ahornbäume eingepasst. Das bestehende Platz- und Wegsystem gliedert die Umgebung. Nur geringfügige Anpassungen (etwa durch Ersatzpflanzungen) an den Grünflächen waren notwendig.

Die Barrierefreiheit, das leichte Gefälle zum Platz für die Entwässerung der Belagsflächen und der Wurzelschutz sind Kriterien, die es bei der Setzung des Gebäudes zu berücksichtigen galt. Insbesondere durften die Wurzeln der geschützten Bäume nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Daher sind die Fundamentstreifen in Regionen des Wurzelbestandes unterbrochen bzw. meiden ab einer bestimmten Tiefe das Erdreich.
Die Tragkonstruktion folgt den Regeln des Holzelementbaus, wobei die Haupttragachsen jeweils von Fassadenknick zu Fassadeknick ein Kreuz bilden. Die Dachkonstruktion besteht aus gedämmten Hohlkastenelementen. Über diesen liegt eine Gefällsdämmung bzw. eine extensive Dachbegrünung. Die Anschlussdetails sind – sofern mit gutem Gewissen technisch vertretbar – so schlank/fein/reduziert wie möglich gelöst, um nicht in Erscheinung zu treten. Dasselbe gilt auch bei Befestigungen und etwa bei Verschraubungen der Fassadenverkleidung und des Vordachs. Auch die Konstruktion wird bei der Gebäudehülle bewusst zum Verschwinden gebracht. Form und Materialität stehen beim Pavillon daher immer im Vordergrund.
Die Gebäudehülle entspricht dem Minergie-Standard. Auf eine Komfortlüftung wurde aber verzichtet. Der Pavillon verfügt über eine Niedrigtemperatur-Bodenheizung. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Betriebszeiten wird das Warmwasser zentral mittels Elektroboiler erzeugt. Die Hauptverteilung für das Elektrische (Stark- und Schwachstrom) und die (Fern-)Wärme befindet sich bei der Kirche.
Die BRI-Architekten AG ging per 1. Januar 2014 aus der Firma Fierz Architekten Basel hervor und beschäftigt heute gegen 12 Angestellte. Die Kompetenzen liegen sowohl in Planung und Ausführung architektonisch anspruchsvoller Neubauten wie auch im Umgang mit bestehender Bausubstanz und deren Ergänzung mit zeitgenössischen Mitteln. Dabei interessieren insbesondere Aspekte der Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, soweit sie die Architektur tangieren bzw. durch räumliche und gestalterische Mittel positiv und nachhaltig beeinflusst werden können. Das Büro bearbeitet sämtliche Leistungsphasen nach SIA.

Zur Kirche hält das Volumen einen ausgewogenen Abstand, um den Platz dazwischen so zu fassen, dass der Umgebungsschutz gewährt bleibt und ein intimer, kontemplativer Aussenraum entsteht. Darauf aus richtet sich der Pavillon bzw. sein Hauptinnenraum, der Saal, mit einem raumbreiten, raumhohen Schiebefenster, um sommers die Saalfläche bis unter den freien Himmel zu erweitern. Weitere Öffnungen wie Lüftungsflügel und Küchenfenster bleiben hinter der Fassadenkonstruktion verborgen.

Der Pavillon organisiert seinen Grundriss anhand der Längsachse der Kirche. Die eigentlichen Pavillon-Hauptachsen liegen jeweils im Knick der Längs- und Querseiten, ein Kreuz bildend, und teilen den Grundriss in vier annähernd gleich grosste Teile. Zwei davon sind durch den Saal besetzt, einer durch die (direkt mit dem Saal verbundene) Gastroküche und einer durch die Nebenräume und das Foyer, über das sämtliche Räume erschlossen sind. Der Saal (mit einer Fläche von rund 50 Quadratmeter) wie der gesamte Pavillon zeichnet sich durch eine hohe Nutzungsvariabilität aus. In erster Linie dient der Betrieb dem Leben innerhalb der evangelisch-reformierten Kirche Kleinbasel (verschiedenste Bespielungsarten vor und nach den Gottesdiensten) und ihren zugewandten Vereinen, aber auch Privaten für Feste sowie Seminare.

Bilder: Peter Schulthess, Basel

- Bauherrschaft: Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt
- Planung und Ausführung: BRI-Architekten AG, www.bri-architekten.ch
- Bauingenieur: Eglin Ristic AG, www.eglinristic.ch
- Holzbauer: Häring & Co. AG, www.haring.ch
- Elektroplaner: Hefti Hess Martignoni AG, www.hhm.ch
- HL-Planer: Waldhauser Herrmann AG, www.waldhauser-hermann.ch
- Sanitärplaner: Schmutz + Partner AG, www.schmutz-partner-ag.ch
- Landschaftsarchitekt: Westpol Landschaftsarchitekten GmbH, westpol.ch
- Planung und Ausführung: 2014 bis 2016
- Bausumme: CHF 1.2 Mio.


Mit der Showcase Factory wurde ein wirksames bauliches Zeichen nach innen wie auch nach außen gesetzt. Fotograf Olaf Mahlstedt

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Bildquelle: Brigida Gonzalez

Projekte (d)

Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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