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Do, Apr

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Radikal und dramatisch: Restaurant Hueso von Architekt Ignacio Cadena

Projekte (d)

Die subtile Schönheit einer unverstellten und puren Architektur will der mexikanische Architekt Ignacio Cadena im Restaurant Hueso zeigen. Hueso bedeutet »Knochen« und unverkennbar prägen die sterblichen Überreste der mexikanischen Fauna die Wände dieses einmaligen kulinarischen Ortes.

Der Begriff der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit ist in der Architektur sehr doppeldeutig belegt. Es gibt Kollegen, die bestehen darauf, Beton so zu zeigen, wie er »wahrhaftig« ist. Dabei verkennen Sie, dass Sichtbeton bereits eine Oberflächenbearbeitung ist und diesem massiven Baustoff eine Feinstofflichkeit entlockt die doch nur Fassade ist und sowohl die groben Kiesel als auch den rostigen Stahl im Inneren kaschiert. Andere glauben ehrlicher zu sein, im dem Sie die Sorgfalt, die sie ihren Oberflächen schenken, zu keinem Zeitpunkt leugnen und die Verkleidung massiver Wände mit Akribie und edelsten Materialien betreiben. Das Exotische und Teure ist da gerade genug.

Der mexikanische Architekt Ignacio Cadena geht mit seinem Begriff von Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in der Architektur deutlich weiter und zeigt mit seinem Entwurf eine gesellschaftliche Wahrheit die wir gerne verstecken und ignorieren. Im Restaurant Hueso in Guadalajara, einer Stadt ungefähr 500 Kilometer westlich von Mexiko City, entlarvt er unser menschliches Dasein als das was es ist: Wir nutzen unserer Umwelt auf brutale, aber gesellschaftlich akzeptierte Weise aus. Ignacio Cadena garniert die Wände des Hueso mit den Hinterlassenschaften eines vergangenen tierischen und pflanzlichen Daseins.

Der Architekt moralisiert jedoch zu keinem Zeitpunkt. Die 10.000 Knochen, Pflanzen und Schädel an der Wand versteht er nicht als Kritik, sondern als ehrlichen Umgang mit unserem Essen. »Radical design« nennt er seinen Ansatz einer Architektur, die offen zeigt, was nach dem »essen« übrig bleibt. »Wenn man Fleisch isst, muss man verstehen, was das bedeutet«, hat uns Ignacio Cadena im Gespräch erklärt. Das gestalterische Konzept wurde mit dem Restaurantinhaber und Chefkoch in langen, intensiven Gesprächen entwickelt. Dieser fand das Konzept erst seltsam, dann risikoreich und schließlich wunderbar verrückt. Hilfreich für die Umsetzung der Idee war der Umstand, dass der Maître Alfonso Cadena nicht nur zufällig den gleichen Nachnamen trägt. Ignacio und Alfonso sind Brüder und bearbeiteten mit dem Hueso bereits das dritte gemeinsame gastronomische Projekt. Da ist über die Familienbande hinaus, sehr viel gemeinsames, geschäftliches Vertrauen entstanden.

Acht Monate hat es gedauert, bis die Knochen gesammelt waren. Ignacio Cadena erklärt, dass es sich zwar sehr »freaky« anhört, so viele Schädel und Knochen zu zeigen, aber diese sind in das Gesamtdesign integriert und so wohlgeordnet in Kästen und auf Tafeln gefasst, das sie vor Ort zurückhaltender wirken, als man nach Betrachtung unserer Bilder glaubt. Die Rückgrate, Wirbel und knöchernen Schenkel, die auf den Tischen stehen und folglich mit den Gästen in Berührung kommen, wurden in Aluminium gegossen und verlieren ihren Schrecken sehr schnell.

Gute Architektur und herausragendes Design sind im »Lafayette District« von Guadalajara allgegenwärtig. Das Hueso, erbaut in den Vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts, war vormals das Studio eines Künstlers. Zur Nachbarschaft gehören das ehemalige Atelier des bekannten Architekten Diaz Morales und die Luis Barragán Foundation, die ihren Namen vom wunderbaren Luis Barragán hat, einem Sohn der Stadt und späteren Pritzker-Preis-Träger. In diesem boomenden Viertel ist das Ungewöhnliche und Besondere alltäglich. Architektur, Kunst und Design sind allgegenwärtig.

Die Fassade wurde mit handgefertigten keramischen Fliesen verkleidet, die der Künstler José Noé Suro, ein Freund des Architekten, in seinem Atelier schuf. Mit den Fliesen in den sanitären Räumen, Hinterlassenschaft einer Renovierung aus den Neunziger Jahren, ging der Planer pragmatisch um. Ein Teil wurde abgeschlagen und die vorgefundenen Mörtelbatzen blieben als Ergebnis eines »radical design« so belassen wie sie sind.

Den Mut zu ungewöhnlichen Lösungen und zu einer kompromisslosen Architektur findet Ignacio Cadena nach einem Prozess, den er »Darwinian Vision« nennt. Er sammelt und katalogisiert mit seinem Studio Ideen, Materialien und Oberflächen, die er mit seinen Kollegen intensiv prüft und einem Ausleseprozess unterwirft. Dass er mit der Gestaltung des Hueso einen Nerv getroffen hat, zeigen der Erfolg des Restaurants und die vielen sehr positiven Bewertungen auf den bekannten internationalen Portalen. Die Knochenarbeit hat sich gelohnt.

CADENA CONCEPT DESIGN, www.cadena-asociados.com

 


Bildquelle: Brigida Gonzalez

Projekte (d)

Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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