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Sa, Okt

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Schwimmbad Gruebi: Badekultur wie in den 1930er-Jahren

Bodenbilder: David Bühler, Zürich

Projekte (d)

 

Das touristisch geprägte Adelboden liegt im alpinen Gebiet. Ferienhäuser mit Holzfassaden prägen das Ortsbild. Das Schwimm- und Sonnenbad, liebevoll im Volksmund das «Gruebi» genannt, sticht daher sofort ins Auge. Die Anlage ist einmalig in diesem Kontext, aber Ausdruck des touristischen Aufschwungs der Region zu seiner Bauzeit – und insofern doch im Ortsgefüge fest verankert.

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Das Freibad, das seit 2009 im Bauinventar des Kantons Bern für schützenswerte Bauten aufgeführt ist, wurde 1931 im Geiste des neuen Bauens von Bäderbau-Experte Beda Hefti realisiert. Körperkultur und sportliche Ertüchtigung waren damals zentrale Themen. Die Farbigkeit der von Bergen umgebenen Anlage ist dabei herausragend, die einzelnen Anlageteile betten sich sorgfältig in die Topographie ein. Garderobengebäude, vorgelagertes Becken, Musikpavillon, Laubengang und Kinderbecken ergeben ein präzises Gesamtes in einem dafür präzise modellierten Gelände.

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Luftbild: Mera Film AG, Meiringen


 

Dennoch erforderte die heutige Zeit etwa Anpassungen an Statik, Sicherheit oder Hindernisfreiheit. So ging der eigentlichen Sanierung eine präzise Auslotung der Eingriffstiefe voraus. Die zuständigen Architekten der «akkurat bauatelier GmbH» (Thun) meinen dazu: «Die Anlage hatte nach der Restaurierung zwar den aktuellen Normen zu entsprechen. Gestalterisch war aber die Formensprache der 30er-Jahre massgebend.» Oder wie es im Schweizerischen Kunstführer der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) heisst: Der denkmalgerechte Eingriff «lässt den damaligen Zeitgeist rund um die Themen Freizeit und Bewegung, Licht, Luft und Sonne wieder spürbar werden; man sieht dem bunten Bad in den Bergen die damalige Aufbruchsstimmung an. Als konsequenter Bau des Neuen Bauens gehört das Panoramabad zu den schönsten alpinen Freibädern der Schweiz. Nur der damalige Sandstrand fehlt heute.»

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Die Sanierung war eine Reise zurück in die Vergangenheit. Nach und nach – Schicht um Schicht – wurde der originale Zustand in seiner ganzen Schönheit entdeckt. Doch es brauchte vorgängig viel Überzeugungsarbeit, diesem einmaligen Gesamtentwurf zu altem Glanz zu verhelfen. Nach mehrjährigem Verfahren und dafür notwendigen Abstimmungen innerhalb der Bevölkerung konnte ein Sanierungskonzept präsentiert werden, welches die Nutzerbedürfnisse wie auch die denkmalpflegerischen Anforderungen erfüllt. Den Beteiligten wurde immer mehr bewusst, was für eine einzigartige Perle in ihrem Besitz ist.

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Das gemeinsame Ziel der Sanierung lautete nun: dem Freibad die ursprüngliche Klarheit des Entwurfs zurückzugeben. Entscheidend für die Badeanlage ist dabei das Gelände. Die Einbettung eines 50-Meter-Beckens in diese von Steilheit geprägte Geländebewegung war eine Meisterleistung, ebenso die sorgfältige Integration der weiteren Anlageteile. Daher erfolgten nur minimale Änderungen innerhalb der Einpassung ins städtebauliche Gefüge. Vielmehr umfasste die Restaurierung die Wiederherstellung des Originalzustandes bzw. Pflege der vorhandenen Bausubstanz. In den knapp 90 Jahren hatte sich etwa das eine Beckenende gegenüber dem anderen um 12cm vertikal verschoben, was eine Ausnivellierung erforderlich machte. Das neue Becken verfügt nun über Verstärkung mit Kohlefaserlamellen und über einen Nichtschwimmerbereich.

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Die sichtbaren Teile sämtlicher technischer Optimierungen (Wasseraufbereitung etc.) waren sorgfältig zu integrieren. Der Sprungturm reduziert sich aus Sicherheitsgründen – da das Becken aus heutiger Sicht nicht genügend tief ist – von fünf auf drei Meter. Gegen Norden erweitert ein Beachvolleyballfeld die Anlage, grösser auch die Liegewiese und insbesondere das Restaurant. Die Architekten betonen: «Im Vordergrund steht heutzutage für viele Besucher nicht mehr die sportliche Ertüchtigung wie in den 30er-Jahren, sondern die Erholung, der Spass und der Genuss. Darauf muss die Anlage ausgerichtet sein.»

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Die angepassten Öffnungen beim Restaurant lassen sich dank eines eigens dafür entwickelten Mechanismus’ komplett hochstellen, um die Ausgabe der Speisen zu ermöglichen. Quasi eine Neuinterpretation der damaligen Schiebefenster. Bewahren und ergänzen – ein zentrales Thema bei der Wiederherstellung dieser historisch bedeutsamen Badeanlage. Per Fotos rekonstruierte Stahlrohrmöbel. Restaurierte bauzeitliche Keramikplatten. Ins Gesamtkonzept passende neue Armaturen und Leuchten. Insbesondere war auch die Farbigkeit der originalen Anlageteile wiederherzustellen.

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Intensive Farbuntersuchungen und der Umstand, dass dieselben Farben heute wieder erhältlich sind, waren erforderlich, dass das Bad nun in den exakt gleichen Farben erstrahlt wie zu seiner Bauzeit. Viele Details – etwa beim Beton des Musikpavillon – waren neu zu lösen, zugleich durfte der feine Ausdruck der jeweiligen Gebäude nicht verloren gehen. Ihre Innenräume sind weitgehen erhalten geblieben. Die hinzugekommenen Ausbauten halten sich in der Farbigkeit zurück, sodass sie die Gesamtwirkung nicht beeinträchtigen.

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Das instandgesetzte, umgebaute und revitalisierte «Gruebi» zeichnet sich durch ein subtiles Einhergehen von originalen und neuen Elementen aus. Allein seine Bewahrung macht es zu einem der bedeutsamsten alpinen Freibäder der Schweiz. Oder mit den Worten aus dem Kunstführer der GSK: «Das Baudenkmal ist Ausdruck der Themen der 1930er Jahre mit Freizeit, Bewegung, Vergnügen und Genuss. Es ist gelungen, mit der Sanierung diesen ursprünglichen Geist, die klare architektonische Haltung und die Stimmung des modernen Freibads wiederzubeleben. Durch die wiedererlangte Klarheit des ursprünglichen Entwurfs repräsentiert dieser Zeuge der schweizerischen Moderne keine unsorgfältige Beliebigkeit, sondern einen sensiblen Umgang mit dem Baudenkmal. Gerade angesichts der in alpinen Tourismusregionen mehr und mehr dominierenden massstabslosen Neubauten – Chalets, die einem Alpenstil in grotesker Weise nacheifern – ist eine Besinnung auf die gestalterische Sensibilität und Eigenständigkeit der Moderne angezeigt.»

Projektdaten

Planung: 2017 bis 2018
Ausführung: 2018 bis Juni 2019

Brutto-Geschossfläche: 350 m2
Urheber Original: Beda Hefti, 1931
Architektur: akkurat bauatelier GmbH, Thun
Landschaftsarchitektur: DUO Landsch.architekten Sarl, Lausanne

Bauherrschaft: Gemeinde Adelboden

Planungsbeteiligte
Restauratoren: Roger Tinguely, Steffisburg / Maja Fluri, Bellach
Statik: EMCH + BERGER AG, Spiez
Schwimmbadbau: Beck Schwimmbadbau AG, Winterthur
Elektroplanung: elektroplan Buchs & Grossen AG, Frutigen

Möblierung: HÜBA AG, Möbel in Metall, Luzern

Luftbilder: Mera Film AG, Meiringen
Bodenbilder: David Bühler, Zürich


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