Die Universität zu Lübeck hat sich an der Schnittstelle von Medizin, Naturwissenschaften und Technik international etabliert. Forschung und Lehre haben ihre gemeinsamen Wurzeln in der Medizin, das heutige Fächerspektrum geht aber weit darüber hinaus. Mit dem Neubau für die Biomedizinische Forschung – BMF entstehen zwei neue Forschungseinrichtungen: das Zentrum für Infektion und Entzündung sowie ein Zentrum für Klinische Forschung.
Bildquelle: Werner Huthmacher
Die Anforderungen an das Gebäude sind komplex. Verschiedene Institute und Technologieplattformen sind räumlich zu vernetzen. Dabei ist den spezifischen Anforderungen der verschiedenen Nutzergruppen Rechnung zu tragen – Grundlagenforschung, angewandte Forschung und die Anforderungen der Mediziner und Wissenschaftler – wie dem Wunsch nach Flexibilität. Im direkten Anschluss an das bereits fertiggestellte „Center of Brain, Behavior and Metabolism“ (CBBM) entstehen auf rund 7.000 Quadratmetern biomedizinische, chemische und experimentelle Labore sowie Sicherheitsbereiche mit S3-Laboren für die interdisziplinäre Forschungsarbeit der Wissenschaftler.
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Neben diesen hohen funktionalen und technischen Anforderungen an das Gebäude berücksichtigt der Entwurf vor allem die Aspekte eines interdisziplinären Forschungsansatzes. In der Mitte des Gebäudes sind zentrale Flächen an zwei lichtdurchfluteten Atrien als ‚Kommunikative Zentren‘ mit hoher Aufenthaltsqualität ausformuliert – diese Treffpunkte animieren die Wissenschaftler zum Gedankenaustausch und zum Verweilen. Vielfältige Blickbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Nutzungsbereichen fördern die Identität des BMF und machen die Forschung und die wissenschaftliche Laborarbeit auch im Zentrum des Gebäudes erlebbar. Architektur kann eine Umgebung schaffen, die Ideen im Kopf und zwischen den Disziplinen fließen lässt. So stehen gute Ergebnisse in der Forschung in direktem Zusammenhang mit guter Wissenschaftsarchitektur.
Bildquelle: Werner Huthmacher
Um eine maximale Flexibilität für die sich immer wieder neu gruppierenden Forschungsgruppen zu erreichen sind die Obergeschosse strukturell identisch aufgebaut. Um die für alle nutzbaren Funktionsflächen sinnvoll zu arrangieren, stapeln sich hoch installierte Bereiche übereinander, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu garantieren. Laborauswerteplätze, Bench-Arbeitsplätze und geräteintensive Zonen, sowie Lager- und Dunkelzonen werden zu Laborclustern zusammengefügt. Dieses Konzept der optimierten Arbeitsabläufe und kurzen Wege schafft räumliche Freiheiten – zur informellen Kommunikation oder Sonderflächen für temporäre Forscherteams.
Bildquelle: Werner Huthmacher
Die Fassadengestaltung des BMF greift den Duktus der Längsseiten des CBBM auf und führt diesen bis zu den Gebäudeecken an der Nordseite fort. Die horizontale Gliederung der Fassade fasst sinnbildlich die interdisziplinäre Forscherlandschaft wie Bänder zusammen.
Zum Campuspark an der zentralen Achse erhält das BMF ein großes „Schaufenster“ in die Forschungslandschaft der Laborcluster. Die Ausrichtung nach Nordwesten verhindert eine Überhitzung der dahinter liegenden Räume. Die geschosshoch verglaste Nordfassade verbindet visuell die innere Forschungslandschaft mit dem äußeren Parkgelände und ist zugleich Schaufenster für die Wissenschaft.
Auftraggeber: Bundesland Schleswig-Holstein, vertr. d. Gebäudemanagement, Schleswig-Holstein AöR (GMSH)
Nutzer: Universität zu Lübeck
Architekt: hammeskrause architekten bda, hammeskrause.de
NF (1-7): h7.426 m²
BGF: h15.700 m²
BRI: h61.721 m³
Fertigstellung 2020
Adresse: hMarie-Curie-Straße, 23562 Lübeck