19
Do, Sep

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Firmenzentrale und Betriebsstätte in Holzbauweise von rundzwei Architekten

Durch das karbonisierte Lärchenholz hebt sich die Vordachhaube vom übrigen Gebäude ab. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante

Projekte (d)

In einem gewöhnlichen Gewerbegebiet südlich von Stuttgart haben rundzwei Architekten eine ungewöhnliche Firmenzentrale und Betriebsstätte in Holzbauweise realisiert. Das lichtdurchlässige, umlaufende Vordach aus karbonisiertem Lärchenholz – der namensgebende "Holzhut" – schützt vor Witterung und gibt dem Gebäude seine charakteristische Form.

Am Gebäude und auf den Freiflächen stehen Gabelstapler, Teleskopstapler und Arbeitsbühnen. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Am Gebäude und auf den Freiflächen stehen Gabelstapler, Teleskopstapler und Arbeitsbühnen. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante


Hald & Grunewald ist auf den Verkauf und die Vermietung von Gabelstaplern, Teleskopstaplern, Arbeitsbühnen und Containerlösungen spezialisiert. Schulungen, Wartung und Reparaturen gehören ebenfalls zum Angebot. Am neuen Hauptstandort in Ergenzingen, zwischen Schönbuch, Nordschwarzwald und Schwäbischer Alb, arbeiten rund 90 Mitarbeiter.

Das umlaufende Vordach verbindet Grundkörper und Querriegel zu einem Baukörper. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Das umlaufende Vordach verbindet Grundkörper und Querriegel zu einem Baukörper. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante


Ziel des Neubauprojekts war es, alle Funktionen des Unternehmens an einem Standort zu bündeln. Zu Projektbeginn analysierten und optimierten die Architekten gemeinsam mit den Mitarbeitenden die bestehenden Arbeitsabläufe. Es galt, das alteingesessene Familienunternehmen "neu zu denken", alte Strukturen zu hinterfragen und einen zeitgemäßen Gewerbebau mit optimalen Workflows und Aufenthaltsqualität für alle Nutzergruppen zu schaffen.

Unter dem Vordach liegen geschützte Verkehrsflächen, Arbeitsbereiche und Stellflächen. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Unter dem Vordach liegen geschützte Verkehrsflächen, Arbeitsbereiche und Stellflächen. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante

Ein Arbeitsort für alle

Das neue Gebäude von Hald & Grunewald besteht aus zwei Elementen: einem 10 Meter hohen Hallenteil (Werksgebäude) und einem dreigeschossigen Büroteil für die Verwaltung (Betriebsgebäude). Beide Gebäudeteile sind direkt miteinander verbunden und bilden zusammen einen flachen Quader. Von dessen Grundfläche entfallen etwa ein Viertel auf das dreigeschossige Betriebsgebäude und drei Viertel auf das Werksgebäude. Das 2. Obergeschoss des Betriebsgebäudes liegt als auskragender Querriegel über dem Grundkörper aus Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Ein umlaufendes, haubenartiges Vordach verbindet Grundkörper und Querriegel zu einer baulichen Einheit.

Konstruktion und Tragwerk des gesamten Gebäudes folgen dem Motto "Soviel Holz wie möglich". Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Konstruktion und Tragwerk des gesamten Gebäudes folgen dem Motto "Soviel Holz wie möglich". Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante


Konstruktion und Tragwerk des gesamten Gebäudes folgen dem Motto "Soviel Holz wie möglich". Die Halle des Werksgebäudes besteht aus auskragenden Brettschichtholzträgern, die auf Brettschichtholzstützen gelagert sind. Die Hallenfassade ist ebenfalls in Holzbauweise ausgeführt. Ein umlaufender Sichtbetonsockel schützt sie vor mechanischen Beschädigungen. Eine Brandwand aus Ortbeton trennt den Hallenteil vom Betriebsgebäude, das sich von hier bis zu einer Fassade aus Betonfertigteilstützen und Holzrahmenelementen erstreckt. Die Geschossdecken bestehen aus Brettsperrholzdecken (BSP), gelagert auf Brettschichtholzträgern. Lediglich der Bereich über dem Atrium wurde als Ortbetondecke ausgeführt. In deren oval geöffneter Mitte schwingt sich eine repräsentative Stahltreppe vom Erdgeschoss in die Höhe.

Die lichtdurchlässige Vordachhaube sorgt für eine natürliche Belichtung der Halle. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Die lichtdurchlässige Vordachhaube sorgt für eine natürliche Belichtung der Halle. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante


Diese Wendeltreppe verbindet die drei Büroetagen und sorgt für direkte Blickbeziehungen in die Büros, Schulungsräume und gemeinschaftlich genutzte Bereiche wie das Café für die Mitarbeitenden. Großzügige Fensterfronten lassen natürliches Licht in das Betriebsgebäude und schaffen eine offene, kommunikative Arbeitsatmosphäre. Die transparente Gestaltung der Innenräume, z. B. durch gläserne Trennwände zwischen den Büros und helle Akustikdecken aus Holz, fördert die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern.

"Bei den Mitarbeitenden spüre ich eine hohe Wertschätzung für das Gebäude" berichtet Sabine Marquardt, Geschäftsführerin von Hald & Grunewald: "Sie sind stolz, hier arbeiten zu können. Durch die Transparenz der Architektur können wir jetzt viel einfacher und direkter miteinander kommunizieren". Darüber hinaus unterstütze die neue "Corporate Architecture" des Familienunternehmens auch bei der Personalgewinnung: "Wir haben Initiativbewerbungen bekommen – allein durch den Standort und das Gebäude".

Vordach und Fassade: Karbonisiertes Lärchenholz schützt unbehandeltes Lärchenholz. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Vordach und Fassade: Karbonisiertes Lärchenholz schützt unbehandeltes Lärchenholz. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante

Vordach und Fassade: Karbonisiertes Lärchenholz schützt unbehandeltes Lärchenholz

Die vollständig umlaufende Vordachhaube hebt sich gestalterisch vom übrigen Gebäude ab, gleichzeitig verbindet sie Grundkörper und Querriegel. Sechs Meter weit kragt das Vordach aus und kippt dann senkrecht ab. Diese einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion bietet nicht nur Schutz vor direktem Sonnenlicht und Regen, sondern trägt auch zum baulichen Wärmeschutz bei. Rund um das Gebäude entstehen unter dem Vordach geschützte Verkehrsflächen und Arbeitsbereiche sowie Stellflächen für die Abholung und Rückgabe der Mietfahrzeuge. Gleichzeitig sorgt die Lichtdurchlässigkeit der Vordachhaube für eine natürliche Belichtung der Hallenflächen im Bereich des Werksgebäudes sowie der Büroräume des Betriebsgebäudes.

Eine repräsentative Stahltreppe verbindet die drei Etagen des Betriebsgebäudes miteinander. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Eine repräsentative Stahltreppe verbindet die drei Etagen des Betriebsgebäudes miteinander. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante


Bei der Materialwahl der neuen Firmenzentrale stand der Wunsch der Bauherrschaft im Vordergrund, die ökologische Bauweise sichtbar zu machen. Ebenso sollte die Fassade langlebig und wartungsarm sein. rundzwei Architekten kombinierten dazu zwei unterschiedliche Lärchenholzarten: Die senkrechten Flächen des Vordachs bestehen aus orthogonal verschraubten Holzlamellen. Sie wurden nach der japanischen Tradition des Yakisugi in Handarbeit verkohlt – also karbonisiert – und so vor Witterungseinflüssen geschützt. Das derart behandelte Holz nimmt weniger Wasser auf und ist vor Schimmel, Verwitterung, Fäulnis und Wasser geschützt. Die Holzfassade des eigentlichen Baukörpers ist im Gegensatz dazu aus hellem, naturbelassenem Lärchenholz. Durch die weite Auskragung und die Höhe der Vordachhaube sind diese unbehandelten Fassadenflächen vor Verwitterung geschützt.

Von der Treppe aus sind direkte Blickbeziehungen in die angrenzenden Räume möglich. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Von der Treppe aus sind direkte Blickbeziehungen in die angrenzenden Räume möglich. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante

Kostengünstige Wärmeversorgung und Erholung auf dem Dach

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz spielen bei diesem Gewerbebau auch bei der Haustechnik eine wichtige Rolle. Ein Blockheizkraftwerk versorgt die Fußbodenheizung im Werksgebäude sowie den Büroteil mit kostengünstiger Wärme, außerdem deckt es einen Großteil des Strombedarfs des Gebäude, das nach Niedrigenergiestandard gedämmt ist.

Im Gebäudeinneren – hier zwischen zwei Büros – ist die tragende Holzkonstruktion an vielen Stellen ablesbar. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Im Gebäudeinneren – hier zwischen zwei Büros – ist die tragende Holzkonstruktion an vielen Stellen ablesbar. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante


Im Sommer sorgt die Absorptionskältemaschine für ein angenehm kühles Klima in den Räumen. Ein großer Teil der Dachfläche wurde als extensives Gründach bepflanzt, das Vögeln und Insekten als Lebensraum dient und den Mitarbeitenden auf der angrenzenden Dachterrasse zur Erholung zur Verfügung steht. Die Frischluftzufuhr erfolgt über manuell zu öffnende Fenster. Darüber hinaus tragen die feuchtigkeitsabsorbierenden Holzoberflächen der Konstruktion zur natürlichen Klimatisierung der Raumluft bei.

rundzwei Architekten BDA Reeg&Dufour PartGmbB, www.rundzwei.de

Eine Kücheninsel in der weiten Zone zwischen den Büros. Oberlichter sorgen für natürliches Licht. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Eine Kücheninsel in der weiten Zone zwischen den Büros. Oberlichter sorgen für natürliches Licht. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante

Projekt

Holzhut: Rottenburg-Ergenzingen

Bauherr: Hald & Grunewald GmbH

Architektur (LP 1-5, Architektonische Oberleitung): rundzwei Architekten BDA

Projektteam rundzwei
Paolo Bradicic, Marc Dufour-Feronce, Sunghoon Go, Asya Güney, Deborah Matter, Marie Nägele, Hannah Reckenthäler, Andreas Reeg, Shadi Zaghloul

Projektsteuerung (Berlin/Baden-Württemberg): Ulrich Franke GmbH, Bau Consulting + Control

TGA-Planung (LP 1-7): Janowski Ingenieure, Berlin

Brandschutzplanung (LP 1-4, LP 8): brandschutz plus, Berlin

Bauphysik: ELB Energieberater im Land Brandenburg, Potsdam

Tragwerksplanung (LP 1-5): knippershelbig, Stuttgart

Generalunternehmer: Brüninghoff Group, Heiden

Heizung und Sanitär: Gühring Heiz- und Sanitärtechnik, Rottenburg

Elektroanlagen: elektro breitling, Holzgerlingen

Große Teile der Dachfläche wurden als extensives Gründach bepflanzt. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante
Große Teile der Dachfläche wurden als extensives Gründach bepflanzt. Foto: Gui Rebelo / Estúdio Elefante

Ausführende Firmen
Malerarbeiten: Heinrich Schmid
Akkustikdecken: Holzbau Flack
Fenster: Terhalle GmbH & Co. KG
Doppelboden: Lindner SE
Glastrennwände: Mäder Office
Holzrahmenbauwände: Brüninghoff Holz GmbH & Co. KG
Innentüren: Lueb + Wolters GmbH & Co. KG
Stahltreppe Atrium: Hark Treppenbau GmbH
Alufenster/-türelemente: Brüninghoff GmbH & Co. KG
Aufzug: Kone GmbH
Teppichboden: Wohnideen Schühle GmbH
Massivbau: Steudtner & Bantle Bau GmbH
Sektionaltore: Teckentrup
Trockenbau: Heinz Hiller GmbH
Fliesenarbeiten: Wilfried Steck
Dachdecker und Gründach: Gebrüder Rückert GmbH & C.o.KG

Fotograf: Gui Rebelo / Estúdio Elefante. Instagram: @estudioelefante.foto


In diesem Schulgebäude im polnischen Breslau kam u. a. die Deckenplatte Rockfon Blanka X zum Einsatz. Foto: Rockfon

Unternehmen

In einer neuen Werkshalle in Haren/Ems richteten die Emsländer Baustoffwerke eine vollautomatisierte Fertigungsstraße zur Herstellung von vorgefertigten Mauerwerkswänden – PreFabWall – ein. Bild: Tobias Bruns

Premium-Advertorial

Für zahlreiche Zehnder Komfort-Lüftungsgeräte konnte der positive Beitrag zur Reduktion der in der Raumluft enthaltenen Schadstoffe vom Sentinel Holding Institut wissenschaftlich nachgewiesen werden. Bildquelle: Zehnder Group Deutschland GmbH, Lahr

Advertorials

Bildquelle: Velux/Schroeer-Heiermann Architekt, Köln/ Chris Schroeer-Heiermann

Termine

10.000 Quadratmeter Industriecharme: Die Halle 70 der KHD-Werke in Köln-Kalk, in dem das Migrationsmuseum entsteht. Das Foto zeigt den Zustand im Jahr 2021. Foto: Wolfgang Heep/DOMiD-Archiv, Köln

Projekte (d)

Detailansicht: Jill Kiddon, Reconnect (A2468850525), 2024. Courtesy: Jill Kiddon. Bildquelle: Jill Kiddon & Galerie Stadt Sindelfingen

Termine

Ein Screen mit geschwungenen Balkonen prägt die Optik von Ode Lofts Konstanz. Der sichere Anschluss der fassadenbreiten Balkonanlagen erfolgte mit Schöck Isokorb T Typ K. Visualisierung: Sauerbruch Hutton / BPD Immobilienentwicklung

Hochbau

Je einfacher verständlich die definierten Prozesse sind, desto besser. Bildquelle:  bau-master.com.

Planung

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Anzeige AZ-C1a-300x250 R8

Anzeige AZ-C1b-300x600 R8