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Do, Dez

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Neues Leben für die "Umgedrehte Kommode"

Projekte (d)

Westphal Architekten BDA überzeugen mit denkmalgerechter Integration eines zukunftsfähigen Nutzungskonzepts in bremisches Bau- und Industriedenkmal
Acht Büros waren zum zweiphasigen kooperativen Wettbewerb „Umgedrehte Kommode“ in Bremen geladen. Jüngst entschied sich die Jury unter Vorsitz von Prof. Claus Anderhalten einstimmig für das Konzept des Bremer Büros Westphal Architekten BDA, das mit seiner Idee für das bremische Bau- und Industriedenkmal erneut seine Expertise in den Bereichen Bauen im Bestand, Umgang mit denkmalgeschützten Strukturen und Entwicklung zukunftsfähiger Nutzungskonzepte unter Beweis stellt.

Den zweiten Platz belegten Riemann Architekten, Lübeck, den dritten Preis erhielt FSB Architekten, Bremen, eine Anerkennung wurde dem Büro De Zwarte Hond aus den Niederlanden zuteil.

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Städtebaulichen Identitätsträger nutz- und wahrnehmbar ...

Die Architekten von Westphal behandeln die „Umgedrehte Kommode“ auf dem Stadtwerder von Bremen in ihrer Arbeit nicht nur als einen denkmalgeschützten Wasserturm, sondern als Wahrzeichen und städtebaulichen Identitätsträger, dessen Wirkung weit über die Innenstadt Bremens hinausreicht. Aus diesem Grund war eine Entwurfsprämisse, das Gebäude unter Wahrung der denkmalschützenswerten Inhalte nicht nur nutzbar und wirtschaftlich tragfähig umzubauen, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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Und so sieht der Entwurf von Westphal vor, die denkmalgeschützten Elemente zu restaurieren, um diese nicht nur vor weiterem Verfall zu schützen, sondern auch um sie für eine zeitgemäße Nutzung zu ertüchtigen. Hierzu zählen beispielsweise die Fassadenelemente wie das Mauerwerk, Fenster und Tore. Ferner zitiert der Entwurf die Historie anhand von Bauelementen, die im Zuge früherer Nutzungsphasen verloren gingen. So wird die zinnenhafte Attika des oberen Baukörperanschlusses originalgetreu wiederhergestellt, um den gestalterischen Verlust zu beheben. Nicht zuletzt sollen bereits verlorengegangene historische Elemente im Sinne eines zeitgemäßen Entwurfs respektive einer morphologischen Wandlung interpretiert werden. Als Beispiel ist hier der Wiederaufbau der Ecktürme in bewusst reduzierter formaler Ausprägung unter der Verwendung historischer Materialien wie Ziegel, Wesersandstein, Stahl und Holz zu nennen.

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... und Historie erlebbar machen

Westphal Architekten betrachten den Wasserspeicher in ihrem Entwurf auf vielseitige Weise und erkennen das Potenzial des historischen Turms über das Baudenkmal hinaus als Technikdenkmal, das es als „Wunderwerk der Hydrotechnik“ für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar zu machen gilt. Und so sieht der Entwurf vor, die Holzdeckenuntersicht im Innenraum, historische Farbanstriche, Beschriftungen und technische Einbauten als Zeugen der industriellen Vergangenheit zu erhalten, damit diese ihren Charme auch und insbesondere im Zuge der neuen Nutzung ausstrahlen.

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Zukunftsfähige Nutzung behutsam integriert

Mit dem Umbau des Schuppen Eins in Bremen, aber auch mit der Umnutzung der denkmalgeschützten Messehalle 13 in Leipzig haben Westphal Architekten bereits mehrfach unter Beweis gestellt, dass historische Bausubstanz und zukunftsfähige Nutzungskonzepte sich nicht ausschließen, sondern der Schlüssel für eine nachhaltig gebaute Umwelt darstellen. So handhaben es die Architekten auch für die „Umgedrehte Kommode“. Eine klare Gliederung von Wohn- und Arbeitsflächen, entsprechend der baukörperlichen Struktur, stellt hier die Basis des Raumkonzeptes dar.

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Im Erdgeschoss wird mit einem gastronomischen Angebot der öffentlich zugängliche Bereich situiert. Der eindrucksvolle Raum wird hierfür von störenden Einbauten befreit, um die Erlebbarkeit der maximalen Raumhöhe unter Einbezug von Teilen des Untergeschosses bis hin zu 15 Metern zu ermöglichen. Der Verbleib von denkmalgeschützten Installationen, wie der Kranbahn, der Rohre, der Beschilderungen und vielen mehr stärkt die Szenerie dieses einmaligen Ortes und ermöglicht Besucherinnern und Besuchern, gemäß der Wahrnehmung als Technikdenkmal, die Auseinandersetzung mit der industriellen Vergangenheit.

Für die oberen Geschosse sieht das Büro eine private Wohnnutzung vor. Hierfür soll das denkmalgeschützte Dach um ein Geschoss angehoben werden. Das Kesselhaus soll als einzigartiger Raum mit seinem unverwechselbaren Charme Raum für neue Büro- und Arbeitswelten in unmittelbarer Nachbarschaft zur „Umgedrehten Kommode“ bieten. Zentrales Leitbild ist hierbei die ungestörte Erlebbarkeit der historischen und denkmalgeschützten Dach-Stahlkonstruktion. Ein mittiges Oberlicht lässt Tageslicht tief in den Raum fluten, schafft identitätsstiftenden Sichtbezug zur „Kommode“ und kann als transluzente Photovoltaik ausgebildet werden. Eine eingestellte und verglaste Konstruktion bietet Raum für zusätzliche Arbeitsebenen und eine umlaufende Galerie.

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Neu, aber nachhaltig

Die Materialität neuer Fassadenbauteile orientiert sich an dem Vorgefundenen des Denkmals: So ist Ziegel für vertikalen und flächenfüllenden Bauelemente (z.B. Turmpavillons oder Dachtragwerk), sowie Wesersand Werkstein für horizontale Bauelemente (z.B. Dachrandabschluss) vorgesehen. Gemäß der Prämisse „neu, aber nachhaltig“ empfehlen die Architekten in ihrem Entwurf für die Neueindeckung des angehobenen Daches ein integriertes, schiefergraues und stromerzeugendes Solardach in Rautenform. Die innenräumliche Qualität ist geprägt von dem weitestgehenden Erhalt historischer Oberflächen wie Anstriche, Holzdeckenuntersichten, Stahlbauten, Beschriftungen. Neu einzubringende Elemente sollen sich zwar in Zurückhaltung üben, jedoch im klaren Kontrast zur historischen Bausubstand stehen.

Die Energieversorgung soll künftig regenerativ über Photovoltaikelemente, Wärmepumpen und Geothermie erfolgen. Eine verbesserte Materialeffizienz wird zudem durch den Einsatz von Recyclingbaustoffen erzielt. Das neue Tragwerk ist in Holzbauweise konzipiert, das mit einem hohen Vorfertigungsgrad und dem Einsatz von zertifiziertem Holz daherkommt. Schließlich könnte eine DGNB-Zertifizierung die öffentliche Wahrnehmung als gelungenes Beispiel für Nachhaltiges Bauen stärken.

Einbetten, aber nicht verstecken

Ruhige, großzügige und klar zonierte Freianlagen gliedern das Umfeld der „Umgedrehten Kommode“. Eine großzügige Treppenanlage zur Werderstraße bildet den neuen Eingang aus. Während Stellplätze für Fahrräder und PKW in den hinteren und seitlichen Bereichen angeordnet werden, besticht der Vorplatz vor allem durch die öffentlichen Nutzungen: Die Gastronomie erhält unter den großen Bestandsbäumen eine Außenterrasse mit Weserblick und Südwestsonne, besondere Exponate aus dem Wasserspeicher werden südlich des Gebäudes öffentlich zugängig angeordnet.

Entwurfsverfasser
WESTPHAL ARCHITEKTEN BDA
Birgit Westphal I Jost Westphal I Klaas Dambeck
Justus Böttcher, Angelina Teschkin, Tim Betzien

Vorbeugender Brandschutz
Büro hhp Berlin, Büro Bremen
Karsten Foth

Tragwerksplanung
Büro ibu+ Ingenieurbüro Uhden, Bremen
Horst Oldendörp

Nachhaltigkeit und Energie, Schallschutz, TGA
Büro energydesign, Braunschweig
Carsten Bremer

Außen- und Freianlagen
Büro Bruun & Möllers Landschaftsarchitekten, Hamburg
Moritz Möllers

 

Urheber Darstellungen: WESTPHAL ARCHITEKTEN BDA


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