Die Leser eines Bauherrenmagazins haben entschieden: Der erste Preis des neunten Velux Architekten-Wettbewerbs geht an die »Lofthäuser Kolbermoor« von Behnisch Architekten, die 38,8 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielten. Das Projekt überzeugte durch eine ungewöhnliche Führung von Tageslicht über zwei Geschosse durch eine horizontale Bodenöffnung. Platz 2 des unter dem Motto »Licht . Raum . Mensch« stehenden Wettbewerbs belegt die Kinderkrippe »Luise-Bayerlein-Haus« von Raum und Bau GmbH mit 17,9 Prozent der Stimmen, knapp vor der Dachaufstockung »Notariat unter dem Dach« von Hofstadt Architekten, die 17,4 Prozent der Stimmen erhielt.
Der Velux Architekten-Wettbewerb honoriert seit 2005 Architekten, die die natürlichen Elemente Licht und Luft sowohl im Neubau als auch im Bestand gezielt einsetzen, um eine ganzheitliche Atmosphäre zu schaffen und den Komfort und das Wohlbefinden der Menschen zu steigern. Das Gewinnerprojekt des diesjährigen Velux Architekten-Wettbewerbs konnte bereits in der ersten Wettbewerbsphase eine unabhängige Fachjury überzeugen, der neben der Vorsitzenden Gabriele von Kardorff (Kardorff Ingenieure Lichtplanung) auch Vorjahressieger Philippe Frey aus Stuttgart sowie Werner Frosch (Henning Larsen Architects), Prof. Hilde Léon (Léon Wohlhage Wernik), Andreas Förstel (Redaktionsleiter Wohnglück), Meike Weber (Verlagsleitung DETAIL) und Velux Geschäftsführer Dr. Sebastian Dresse angehörten.
Aus den zahlreichen Einreichungen hatten die Jurymitglieder insgesamt fünf Projekte für die Wahl durch die mehr als zwei Millionen Leser des Bauherrenmagazins einer Bausparkasse nominiert. Bei dieser Abstimmung entschieden sich über ein Drittel der Teilnehmer für Behnisch Architekten und ihre sogenannten »Lofthäuser Kolbermoor«. Die zwölf neuen Einfamilienreihenhäuser sind von einer vertikalen Offenheit geprägt. Diese wird durch eine offene Treppe, eine Galerie im Wohnraum sowie einen mittig angeordneten Patio erreicht, der sich bis ins erste Obergeschoss durchzieht. Dieser mit einem elektrisch zu öffnenden Velux Dachfenster überdeckte Raum schafft eine angenehme Raumatmosphäre und versorgt die angrenzenden Räume mit Tageslicht und frischer Luft.
Auf den zweiten Platz des diesjährigen Velux Architekten-Wettbewerbs wählten die Leser das Büro Raum und Bau GmbH mit ihrem Projekt »Luise-Bayerlein-Haus« – einer zweigeschossigen, fast quadratischen Kinderkrippe in Vaterstetten, in deren galerieartig angelegtem Innenbereich die verschiedenen Tageszeiten durch sechs kassettenförmig gruppierte Velux Flachdach-Fenster spürbar gemacht werden. Platz drei geht an Hofstadt Architekten und ihr »Notariat unter dem Dach« – dem Ausbau der zweigeschossigen Dachgeschoss-Situation im Mittelflügel des Arco-Palais in München zu einem großräumigen Büro, das sich durch abwechslungsreiche Raum- und Lichtqualitäten auszeichnet. Die beiden Büros können sich über Preisgelder in Höhe von jeweils 3.000 Euro beziehungsweise 2.000 Euro freuen.
Zum ersten Mal vergab die Jury in diesem Jahr einen mit 1.000 Euro dotierten Jurypreis für die beste Einreichung in Bezug auf die in der Auslobung formulierten Wettbewerbskriterien. Die Wahl fiel auf Hoffmannarchitekt mit ihrem Projekt »Umbau Seitengebäude Westermühlstraße«. Für die neue Nutzung als Büro wurde dabei eine ehemalige Metallbauwerkstatt in München unter Einbeziehung denkmalpflegerischer Auflagen rekonstruiert und durch die intelligente Platzierung von drei Velux Flachdach-Fenstern optimal belichtet.
Um auch junge Architekturbüros und junge freischaffende Architekten zu unterstützen, vergab die Jury des Velux Architekten-Wettbewerbs auch in diesem Jahr den mit 1.000 Euro dotierten Newcomer-Sonderpreis. Diesen gewannen die DBCO GmbH für das Projekt »Umbau und Modernisierung des Instituts für Neutestamentarische Textforschung«. Der Ausbau des kleinen Dachgeschosses überzeugte die Jury mit der vorteilhaften Positionierung der Dachfenster, die den Tageslichteinfall von drei Seiten bewirken und durch die Einbauten bis auf Brüstungshöhe wie eine klassische, seitliche Belichtung erscheinen. So entsteht eine stimmige Lichtatmosphäre, in dem sich das Verhältnis von Kontrast und Helligkeit gegenseitig stärkt.
Alle nominierten und ausgezeichneten Projekte werden in einer Dokumentationsbroschüre umfassend vorgestellt, die dem Architekturmagazin »Detail« beigelegt wird.
Platz 1: Lofthäuser Kolbermoor, Behnisch Architekten
In einem neuen Stadtteil an der stillgelegten Baumwollspinnerei in Kolbermoor entstanden zwölf neue Einfamilienreihenhäuser mit individueller Grundrissgestaltung. Die sogenannten »Lofthäuser« von Behnisch Architekten bestehen aus verschiedenen drei- und viergeschossigen Gebäudetypen. Variierende Höhen, eine alternierende Bebauungskante und Einschnitte durch Dachterrassen schaffen eine aufgelockerte Erscheinung. Die Schottenbauweise ermöglicht einen offenen Grundriss, der bei Bedarf durch Trennwände untergliedert werden kann. Die zweiseitige Orientierung mit großzügigen Fenstern an den Stirnseiten verbindet Innen- und Außenbereich miteinander. Eine den Entwurf prägende Offenheit wird durch eine offene Treppe, eine Galerie im Wohnraum und einen mittig angeordneten Patio erreicht, der sich bis ins erste Obergeschoss durchzieht. Dieser mit einem elektrisch zu öffnenden Velux Dachfenster überdeckte Raum schafft eine angenehme, intime Raumatmosphäre. Die angrenzenden Räume versorgt er mit Licht und Frischluft. Im Winter ermöglicht der als Pufferraum gedachte Patio die Nutzung passiver, solarer Gewinne, im Sommer gewährleistet er eine gute Durchlüftung.
Fotos: archimage / Meike Hansen
Platz 2: Luise-Bayerlein-Haus, Raum und Bau GmbH
Die zweigeschossige, fast quadratische Kinderkrippe in Vaterstetten von Raum und Bau GmbH bietet Platz für fünf Kindergruppen. Der galerieartig angelegte Innenbereich schafft einen Ort der Sammlung und Orientierung. Durch ein großzügiges Oberlicht aus sechs Velux Flachdach-Fenstern, die ähnlich einer Kassettendecke angeordnet sind, werden die verschiedenen Tageszeiten im Inneren spürbar gemacht. Es entsteht eine multifunktional nutzbare Fläche über zwei Ebenen. Die Räume sind windmühlenartig um die Treppe herum angeordnet und über Flurachsen verbunden. Eine klare Gliederung und differenzierte Farbgebung der Gruppen schafft eine individuelle Erkennbarkeit. Es wurde Wert auf eine regionale und traditionelle Architektur gelegt. Das Materialkonzept berücksichtigt einen möglichst geringen Einsatz von Energie und Ressourcen.
Fotos: Lothar Sprenger
Platz 3: Notariat unter dem Dach, Hofstadt Architekten
Im Rahmen des Dachgeschossausbaus und der Aufstockung des Arco-Palais in München von Hofstadt Architekten wurden Wohnungen und ein großes Notariat realisiert. Das Arco-Palais wurde 1908/09 errichtet, im 2. Weltkrieg durch Fliegerbomben beschädigt und 1950 wieder aufgebaut. Zwischen 2006 und 2012 wurde der bis dahin fünfgeschossige Mittelflügel um ein Geschoss aufgestockt und damit der Höhe der straßenseitigen Gebäudeteile angepasst. Die Räume des Notariats sind in den hohen Dachraum eingegliedert, in dem zur Unterbringung der gewünschten Bürofläche und zur Ausnutzung der Höhe von ca. 7 Meter eine Galerie eingebaut wurde. Das Konzept des Entwurfs bestand in der Nutzung der gesamten lichten Höhe sowie der Schaffung von unterschiedlich großen und hohen Räumen, die verschiedene Blickwinkel und Raumeindrücke anbieten. Die Belichtung des unteren Geschosses erfolgt über neu geschaffene Rundgauben zur Straßenseite und historische Gauben zum Innenhof. Die Galerieflächen erhielten zur optimalen Belichtung und natürlichen Belüftung in Reihe angeordnete Velux Dachfenster.
Fotos: Hofstadt Architekten
Eine ehemalige Metallbauwerkstatt in München wurde von Hoffmannarchitekt in ein Büroobjekt umgewandelt. Das eingeschossige Seitengebäude wurde dabei unter Einbeziehung denkmalpflegerischer Auflagen rekonstruiert, im Hinblick auf den Brandschutz ertüchtigt und energetisch saniert. Die neue Nutzung als Büro wurde für das nach Norden ausgerichtete Gebäude erst durch die Platzierung von drei Oberlichtöffnungen mit Velux Flachdach-Fenstern ermöglicht. Als Verbundfenster wurden diese dem Bestand nachgebildet, es sollte eine Ansicht entstehen, die der historischen Vorlage glich. Die ursprüngliche Werkstattatmosphäre sollte auch in das neue Büro transportiert werden. Die Sichtbetonflächen an der neuen Betondecke ergänzen sich mit dem Industrieparkett und lassen in Kombination mit den drei Oberlichtern einen hellen und gleichmäßig natürlich belichteten Büroraum entstehen.
Fotos: Florian Holzherr