Mit der Einzelausstellung ÖDLAND von Felix Kultau gibt die Galerie PPC Philipp Pflug Contemporary vom 22. Oktober bis 27. November Einblicke in eine künstlerische Praxis, die sich nicht über eine Medienfixierung definiert.
Einzig über das Material lassen sich Schlussfolgerungen über die Vielschichtigkeit ihrer Anliegen ziehen. Der 1984 geborene, in Berlin lebende Künstler studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, der Kunstakademie Düsseldorf und an der Städelschule, die er 2015 als Meisterschüler von Monika Baer absolvierte. Von 2009 bis 2012 war Kultau Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Felix Kultau arbeitet unter Einbeziehung bildhauerischer und malerischer Praktiken vorwiegend mit rohen, industriellen sowie vorgefundenen Materialien, die selbst wenn sie bearbeitet sind, ihren objet trouvé-Charakter nur selten verlieren. Seine Installationen aus alltäglichen Materialien wie Beton, MDF, Leuchtstoffröhren oder Messing verströmen den Geist einer Revolution. Sie sind Crossovers verschiedener Medien und provozieren unterschiedlichste Assoziationen. Der Künstler recycelt Bruchstücke des kollektiven Mediengedächtnisses, bringt sie in einen neuen Kontext und verweist dabei auch auf die Schattenseiten unseres Wohlstandes, unserer technisierten, bequemen, schönen mediengemachten Welt. Seine greifbaren wie auch emotionalen Collagen sind als Erinnerungszeichen zu begreifen: in Form von Stickern, aufgetürmt zu Obelisken, gekratzt in Displayflächen. Durch die Präsentation an der Wand lassen sich Tafelbilder assoziieren.
Fotograf: Wolfgang Günzel
Der Titel der Ausstellung, Ödland, definiert ursprünglich eine Fläche, die keiner wirtschaftlichen Nutzung unterliegt, bezieht sich in diesem Fall aber eher auf das anthropogene Moment, das nach und nach durch kulturelle Eingriffe des Menschen entstand. Der Name funktioniert als metaphorisch verbindendes Moment zum Frankenstein Motiv, das als Inspiration zur Ausstellung diente, gleichermaßen wie Baudelaires Les Fleurs du Mal. Das in vielen Arbeiten auftauchende florale Motiv bezieht sich sowohl auf die abgründigen Themen Baudelaires als auch auf eine mögliche Dystopie, bei der alles Natürliche durch artifizielle Ödnis ersetzt wird.
Im Zuge des Leerstands in der Stadt gelang es der Galerie, ein benachbartes 64 qm großes Ladengeschäft temporär anzumieten und so die Ausstellungsfläche zu erweitern.
Parallel zur Ausstellung erscheint im November im Distanz-Verlag ein 236-seitiger Katalog mit rund 120 farbigen Abbildungen von Arbeiten Kultaus und Installationsansichten aus den Jahren 2016 bis 2021. Er beinhaltet unter anderem Ausstellungen im Kunstverein Kassel, Kunstverein Heppenheim und bei Philipp Pflug Contemporary sowie einen in mehrere kleine Reiseberichte und Erinnerungen gegliederten Textbeitrag von Leif Randt.
Am 19. November ist um 19 Uhr in der Frankfurter Freitagsküche ein Event als Buchvorstellung geplant, bei welchem der Künstler kocht und Leif Randt aus dem Katalog liest. (Reservierungen erbeten unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)