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Rolf Toyka - Von Grundrissen, Betonmischern und Dämmschichten

Fachliteratur
Toyka, Regös, Ossenkop: Achtung, fertig, Baustelle! - Wie ein Haus geplant und gebaut wird. Foto: Gerstenberg Verlag

Von Grundrissen, Betonmischern und Dämmschichten – ein Interview mit Rolf Toyka über sein Kindersachbuch »Achtung, fertig, Baustelle! Wie ein Haus geplant und gebaut wird«

Rolf Toyka: Ja, in unserem Buch – es entstand in Teamarbeit – darf der kleine Tim etwas erleben, was für Kinder sonst verboten ist: Er darf hinter den Bauzaun und in allen Einzelheiten miterleben, wie ein Haus entsteht. Tims Eltern sind die Bauherren. Sie haben den Architekt Hannes mit Planung und Bau ihres neuen Wohnhauses beauftragt. Da der Architekt auch Tims Onkel ist, nimmt er den Jungen jeden Tag mit auf die Baustelle. Dort fotografiert Tim den Baufortschritt, er darf in die Baugrube klettern und auch mal mithelfen, wenn zum Beispiel gemauert wird. Architekt und Bauarbeiter erklären ihm dabei genau ihre Arbeit und woraus so ein Haus besteht.

AZ: Dabei gehen Sie äußerst detailliert vor.

Rolf Toyka: Das Buch soll alle Phasen des Hausbaus zeigen: vom ersten Entwurf, über verschiedene Grundrissvarianten, den Abriss der alten Tankstelle, die auf dem Baugrundstück stand, Ausschachten, Rohbau und Innenausbau bis zur Anlage des Garten mit dem Landschaftsarchitekten und schließlich den Einzug. Die Kinder erfahren etwas über Raumanordnung, Konstruktion und Gestaltungsmöglichkeiten.

In Workshops mit Kindern spricht Toyka erst über die Geschichte des Sachbuches... Foto: Akademie der AKH
... dann dürfen die Kleinen ihr Traumhaus malen. Foto: Akademie der AKH


AZ: Das Gebäude bricht mit den Sehgewohnheiten der Kinder. Es gibt zum Beispiel kein typisches Satteldach. Warum?

Rolf Toyka: Ein junger Architekt aus Köln, Martin Eichholz, hat den Entwurf mit viel Freude gemacht. Ich bat ihn, kein Satteldach zu kreieren, obwohl es in die Baulücke zwischen die beiden Nachbargebäude aus der Gründerzeit gepasst hätte. Aus didaktischen Gründen wollte ich aber eine deutliche Unterscheidung zwischen Neu- und Altbau. Das Wohnhaus sollte nicht unbedingt »wörtlich« die Architektur der Umgebung aufgreifen. Ich habe dies im Buch auch thematisiert: Tim wird gefragt, warum das Haus so aus der Reihe springt. Tim erklärt die Vorteile des Flachdaches, dass so mehr Wohnraum entsteht und das Dach begrünt werden kann. Das Buch gibt Hilfestellungen und weitere Erläuterungen, warum das Gebäude anders aussieht und welche Qualitäten damit verbunden sind. 

AZ: Tims Onkel Hannes sieht auf den ersten Blick gar nicht aus wie ein Architekt. Keine schwarze Architektenkluft oder ein Anzug?

Rolf Toyka: Nicht nur den Kindern. Auch die Eltern sollen für Architektur und Gestaltung sensibilisiert werden. Sie sind es ja häufig, die die Texte vorlesen. Aber zurück zu den Kernaussagen. Wir haben sechs Botschaften in diesem Buch – wir haben das Thema wirklich strategisch betrachtet – erstens: der Architekt plant Räume, zweitens: Fassade und Grundriss stehen in einer Wechselbeziehung, drittens: der Architekt befasst sich auch mit Zahlen und Kosten, viertens: der Architekt entwickelt Alternativen für Grundrisse, Schnitte, Ansichten, Fassadenmaterial und entscheidet mit dem Bauherren zusammen, was die richtige Lösung ist, fünftens: der Hochbauarchitekt plant den Garten nicht mit, sondern holt sich hierfür einen Experten, den Landschaftsarchitekten und sechstens: der Architekt ist der Manager am Bau, der den vielen Handwerker ihre Aufgaben zuteilt und sie koordiniert, damit alles plangemäß ausgeführt wird.

AZ: Wie kam es eigentlich zu der Idee, Architektur in einem Kindersachbuch aufzugreifen?

Rolf Toyka: Man kann nicht früh genug damit beginnen, das Interesse an der gebauten Umwelt zu wecken und Qualitätsmaßstäbe für Architektur zu vermitteln. Schließlich sind Kinder die Bauherren und Entscheidungsträger von morgen. Während im 18. und 19. Jahrhundert Baukunst selbstverständlich
zur bürgerlich-klassischen Bildung dazugehörte, findet man das Fach heute in der Schule höchstens noch im Kunstunterricht. Die Akademie der Architektenkammer Hessen hat deshalb vor zwölf Jahren angefangen, Schulbücher und Lehrmaterial zum Thema Architektur zu entwickeln. Allerdings waren diese Bücher immer an Schüler der Mittel- und Oberstufe gerichtet. An die Grundschulkinder hatte bislang niemand gedacht. Ein Kollege aus der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit regte an, ein Bilderbuch mit dem Arbeitstitel „Ich habe einen Freund, der ist Architekt“ zu verfassen. Ich fand die Idee prima, schrieb dazu ein Storyboard komplett mit Text und Skizzen und stellte es einem Verlag vor.

Das Buch greift Szenen aus dem echten Architektenalltag auf: Skizzen mit Grundrissvarianten und Fassadenansichten liegen auf dem Schreibtisch. Dabei darf natürlich auch die Tasse Kaffee nicht fehlen. Foto: Gerstenberg Verlag

AZ: Wie reagierte der Verlag auf das Buchkonzept?

Rolf Toyka: Man war dort zwar angetan, der Verlag schob die Entscheidung aber immer wieder heraus. Das machte mich stutzig, da ich die Idee noch immer für sehr gut hielt. Ich habe mich dann an die Kinderbuchexpertin Heike Ossenkop gewandt und sie um ihre Meinung zu meinem Buch gebeten. Ihr war das Problem schnell klar: Es war viel zu sehr auf den Architekten bezogen! Der entwerfende Architekt am Schreibtisch im Büro ist für Kinder nicht spannend. Der Fokus sollte mehr auf der Baustelle liegen, denn damit haben Kinder auf ihrem Schulweg oder in der Freizeit jeden Tag zu tun. Sie kommen an vielen Baustellen vorbei, die hinter großen Zäunen verborgen bleiben. Der Zutritt ist für sie verboten, was sie nicht nachvollziehen können. Wir erarbeiteten also ein neues Konzept. Dazu gehört auch die Idee der ausklappbaren Seiten, die zusätzliche Informationen zu den Bauberufen und vor allem zur Architektentätigkeit bieten. Mit den Klappen entsteht eine zweite Erzählebene im Buch, die man je nach Alter des Kindes und je nach Lust und Laune dazu nehmen kann oder nicht. Dieser Aufbau macht das Buch so vielschichtig. Wir verhandelten dann mit vier Verlagen. Schließlich wurde es Gerstenberg, der schon sehr viele hervorragende Kinderbücher verlegt hat. Vor allem sind die Gerstenberg-Bücher in jeder Buchhandlung zu finden und nicht nur in den Design- oder Architekturbuchhandlungen. Mit Ferenc B. Regoes haben wir zudem einen sehr guten Illustrator bekommen, der nicht nur die Technik gut beherrscht, sondern vor allem Menschen hervorragend zeichnen kann, sehr detailliert und facettenreich.

AZ: Und wie gefällt den Kindern das Buch? Bekommen Sie Feedback?


Mit der Showcase Factory wurde ein wirksames bauliches Zeichen nach innen wie auch nach außen gesetzt. Fotograf Olaf Mahlstedt

Projekte (d)

Bildquelle: Brigida Gonzalez

Projekte (d)

Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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Retention im Griff: SitaRetention Twist verfügt über einen skalierten Einstellschieber, mit dem sich der Retentionsfaktor exakt justieren lässt – bei Dächern ohne Auflast ebenso, wie bei begrünten Dächern, die mit einem Gründachschacht ausgerüstet werden. Bild: Sita Bauelemente GmbH

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