»Architektonische Räume und Raumfolgen werden wesentlich von ihrer wirkungsvollen Inszenierung mitbestimmt. Das Repertoire solcher Inszenierungen fassen, formulieren, analysieren und für die Anwendung beim Entwerfen aufbereiten ist der Gegenstand der Raumdramaturgie«, so fasst der Autor und Professor für künstlerisch konzeptionelles Entwerfen an der Hochschule RheinMain, Holger Kleine, sein beim Birkhäuser Verlag erschienenes »Grundlagenwerk für architektonisches Entwerfen« zusammen.
»Raumdramaturgie« gliedert sich in vier große Teile: Im ersten Kapitel werden die archetypischen Grundzüge von Rauminszenierungen am Beispiel dreier Scuole Grandi – den prächtigen venezianischen Versammlungshäusern der Renaissance – beleuchtet und mit einer Fülle von Bildfolgen und Axonometrien aufgezeigt. Um die raumdramaturgischen Prinzipien aufzuspüren, werden Flächenfolgen (Böden, Wände, Becken), Raumbildungen, Raumfolgen und Raumgefüge untersucht und linear verglichen.
Der kompakte zweite Teil spiegelt dramaturgische Modelle am Horizont von Theater, Film und Musik – jenen Künsten, für die das In-Szene-Setzen von je her zur Inszenierung gehört. Zudem begibt sich der Autor auf die Spurensuche im historischen Architekturdiskurs: von den »Zehn Büchern über Architektur« von Vitruv über Palladios »Die vier Bücher zur Architektur« bis hin zu Le Corbusiers Beschreibung der Baukunst »als ein Drama«.
Die an den venezianischen Innenraumfolgen entwickelten Typologien werden im dritten und größten Teil des Buches an 18 zeitgenössischen Beispielen öffentlicher Bauten überprüft und mit den Strategien der erwähnten Künste abgeglichen. Von Scharouns Berliner Philharmonie und dem IIT-Studentencenter in Chicago von Rem Koolhaas über einen Berliner U-Bahnhof von Rainer Rümmler und ein Schwimmbad von Jean Nouvel bis hin zu einem Kindergarten bei Zürich von L3P Architekten eröffnen detaillierte Analysen die inszenatorischen Mittel und Lösungen. Durchgängig begleitet werden die Fallstudien von feingliedrigen aufgeklappten Axonometrien, durch die sich die Raumanschlüsse besonders gut veranschaulichen lassen.
Den Schluss bildet eine systematische Darstellung der Parameter und Dimensionen der Raumdramaturgie als Werkzeug des Entwerfens und der Erfahrung.
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Holger Kleine
Raumdramaturgie - Typologie und Inszenierung von Innenräumen
2017, 296 Seiten, 150 Abbildungen (sw) | 150 Abbildungen (Farbe)
gebundene Ausgabe, Deutsch
ISBN 978-3-0356-0432-0
Verlag Birkhäuser, Basel