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Sanierung: Historische Architektur mit neuem Glanz

Fachartikel

Deckengewölbe der Trinkhalle in Baden-Baden: Auf den Zugankern sind deutliche Spuren von Korrosion zu erkennen. Foto: Alfred Kärcher

Sie ist Zeuge des Aufstiegs der Stadt zur »Sommerhauptstadt Europas« im 19. Jahrhundert und zählt zu den architektonischen Wahrzeichen des Kurortes: die Trinkhalle in Baden-Baden. Nach den Plänen von Heinrich Hübsch erbaut, präsentiert sie eine Material- und Farbvielfalt, deren denkmalschutzgerechte Aufbereitung und werterhaltende Instandsetzung einen besonders sensiblen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz erfordert. Im Rahmen der derzeit stattfindenden Restaurationsmaßnahmen werden unter anderem die Zuganker im Deckenbereich von Farbe und Rost befreit und anschließend mit einer passivierenden Rostschutzfarbe versehen. Das Besondere dabei: Die Reinigung der filigranen, gusseisernen Zuganker erfolgt im Trockeneisverfahren. Dabei wird die Gusshaut der Anker nicht angegriffen und eine ausreichende Haftungsgrundlage für neue Farbschichten erzeugt.

Die Trinkhalle in Baden-Baden gehört zu den architektonischen Wahrzeichen der Stadt. Foto: Alfred Kärcher

Nach den Plänen von Heinrich Hübsch, einem Schüler Friedrich Weinbrenners, wurde in direkter Nachbarschaft zum Baden-Badener Kurhaus im 19. Jahrhundert die Trinkhalle erbaut. Hübsch setzt im Gegensatz zu seinem Lehrer Weinbrenner nicht auf klare Formen, gedeckte Farben oder Weiß als Nichtfarbe, sondern auf eine ausgeprägte Material- und Farbvielfalt. Mit Sandstein, Marmor, Backstein und Terrakotta entstand ein Prachtbau, in dem die damals sehr beliebten Trinkkuren angeboten wurden. Er besteht aus zwei Baukörpern: Zum einen die rund 90 Meter lange Wandelhalle und zum anderen der rückwärtig angeschlossenen Brunnenraum mit quadratischem Grundriss. Die nach Osten offene Halle im romanischen Stil wird von 15 korinthischen Säulen getragen und zeigt 14 Wandbilder von Jakob Götzenberger, die Szenen aus Mythen und Sagen der Region darstellen. Die Fassade wird von Pilastern akzentuiert, deren unterbrechender Charakter sich auch im Deckenbereich wiederfindet. Der flach ausgeprägte Segmentbogen in den Arkaden des vorderen Gebäudeteils setzt sich im Gewölbe des Baus fort. Zur statischen Tragfähigkeit kommen Zuganker aus Gussstahl zum Einsatz, die auch optisch ein verbindendes Element zwischen Arkade und Pilaster darstellen. Sie nehmen die Auflagerkräfte auf und tragen diese nach außen ab.

Arbeitsplatz in zehn Meter Höhe: Während des Publikumsverkehrs finden umfassende Restaurationsarbeiten des Deckengewölbes der Trinkhalle statt. Foto: Alfred Kärcher

Um dieses kulturelle Erbe zu bewahren und einen langfristigen Korrosionsschutz zu erzielen, führt die ARGE Restauratoren Thomas Wieck und Georg Schmid derzeit umfassende Restaurationsarbeiten der Raumoberflächen und der Zuganker durch. Neben der denkmalgerechten Aufbereitung der Terrakotta-elemente und der Putzflächen wird auch die Architekturpolychromie erfasst und in ihren historischen Farbigkeiten wiederhergestellt. Aufgrund der Farbvielfalt der Flächen und der unterschiedlichen verwendeten Materialien stellt diese denkmalschutzgerechte Aufbereitung des Baus eine besonders anspruchsvolle Aufgabe an alle Projektbeteiligte dar. Obwohl vor Schlagregen geschützt hat der Zahn der Zeit auch an den gusseisernen Zugankern seine Spuren hinterlassen: Sie weisen Rost auf und sollen einen neuen Anstrich erhalten. Zuvor sollten aber die einzelnen, filigranen Elemente werterhaltend und oberflächenschonend gereinigt werden. Zum Entrosten und Entfernen der losen Farbschichten entschieden sich die ausführenden Restauratoren für das Trockeneisverfahren. Es greift die Gusshaut nicht an und ermöglicht zudem eine gründliche, zeitsparende und rückstandsfreie Behandlung filigraner Elemente und Formen.

Auch feingliedrige Elemente lassen sich im Trockeneisverfahren problemlos reinigen. Der aufgesetzte, sogenannte »Scrambler« sorgt für eine besonders schonende Reinigung. Foto: Alfred Kärcher

Korrosionsschutz von gusseisernen Elementen
Der Schutz der Gusshaut als natürlicher Korrosionsinhibitor steht im Vordergrund, um einen langfristigen Werterhalt zu gewährleisten. Die meist dichten und passiven Zunderoberflächen, die während des Herstellungsprozesses entstanden sind, bilden in der Regel einen sehr engen Verbund mit der metallischen Unterlage. Sie haben elektrochemisch sehr viel Ähnlichkeit mit Rost als typischem Korrosionsprodukt, so dass die Tendenz zur ausgeprägten Korrosion stark vermindert auftritt. Sie sind zudem deutlich dichter als Rostschichten. Feuchtigkeit und Salze werden somit nur in erheblich reduzierterem Maße aufgenommen und eingeschlossen, was den Korrosionsprozess zusätzlich deutlich verlangsamt. Aus diesem Grund kommen Entschichtungsmethoden nicht in Frage, die bis zum blanken Metall alle Schichten abtragen. Hierbei werden die metallisch blanken Oberflächen freigelegt und es kommen oftmals herstellungsbedingte Poren und die Inhomogenität sowie Fehler des Werkstoffgefüges zu Tage. Beim anschließenden Verzinken oder dem Anstrich mit Zinkstaubfarbe werden diese kleinen Poren nicht durchgehend geschlossen. Ein Versagen des Schutzes ist vorprogrammiert, da an dieser Stelle Feuchtigkeit und Chemikalien eintreten können und verstärkt mit Korrosion im Inneren des Werkstoffes zu rechnen ist.

Die Trockeneisreinigung ermöglicht das Entfernen von Rost und Farbschichten, ohne dass die Substanz angegriffen wird. Foto: Alfred Kärcher

Schonende Reinigung im Trockeneisverfahren


Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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