Zu einem Architekturbüro in Eigennutzung umgebaut haben Herzog+Herzog Architekten eine ehemalige evangelisch-methodistische Kapelle. Die behutsam vorgenommenen baulichen Maßnahmen, die zurückhaltende Addition neuer Farben und Formen lassen das Gebäude beispielhaft in neuem Glanz erstrahlen, heben die originäre Materialität hervor und schaffen gleichermaßen Raum für Kontemplation und Arbeit.
Das Potential eines ehemals kirchlich genutzten Gebäudes sowie der Anbau an den denkmalgeschützten Sichtziegelbau überzeugte die Jury des Wettbewerbs „Beispielhaftes Bauen. Bauen im Landkreis Heilbronn 2015 bis 2020“. Dafür wurden Herzog+Herzog von der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet. Bildquelle: David Franck, Stuttgart
Zum Fundus der evangelisch-methodistischen Kirche gehörte die bereits 1907 nach Plänen von Karl Tscherning im Heilbronner Stadtteil Sontheim erbaute Kapelle, deren kirchliche Nutzung Ende 2016 entfiel. Vier Jahre lang hatte das Kulturdenkmal bis zu seiner Sanierung und Umnutzung als Architekturbüro leer gestanden. Die Genehmigung dazu war ebenso wie die für einen neuen Anbau mit dem Denkmalamt und dem Gemeinderat geklärt worden, bevor die Architekten Herzog+Herzog den historischen Sichtziegelbau erwarben.
Im Erdgeschoss öffnet sich ein weiß gehaltener Raum, der zurückhaltend von schwarzen Einbaumöbeln, Bürostühlen und kleinen rechteckigen, streng gerastert angeordneten Deckeneinbauleuchten akzentuiert wird. In seiner Reduktion und Klarheit lädt der Raum zu innerer Einkehr ein, die eine ideale Voraussetzung für die kreative Arbeit des achtköpfigen Teams des Architekturbüros bietet.
Im Erdgeschoss wird die Lichtintensität der Laser Blade - Leuchten von iGuzzini mittels Dimmung den Tagesabschnitten angepasst. Auch bei eingeschalteten Leuchten bleibt das Deckenbild vollkommen ruhig und klar. Bildquelle: David Franck, Stuttgart
Das Deckenbild bleibt ruhig und klar
Da der ursprüngliche Charakter des Gebäudes nicht zerstört, sondern hervorgehoben werden sollte, gingen die Architekten bei Umbau und Sanierung besonders behutsam vor. Der vorhandene Holzdielenboden und die originäre Riemendecke des Erdgeschosses erhielten einen weißen Anstrich und an der Decke wurden in Präzisionsarbeit Ausschnitte für die zehnflammigen Laser Blade-Einbauleuchten von iGuzzini vorgenommen, die für eine blendungsminimierte Grundbeleuchtung sorgen. Mit vier der Leuchten, die separat geschal-tet werden, kann eine Indirektbeleuchtung erzeugt werden. Denn da sie sich hinter dem wie eine schwarze Wandscheibe anmutenden speziell angefertigten Einbaumöbel verbergen, emittieren sie kein sichtbares Direktlicht in den Raum. Von dieser stimmungsvollen Beleuchtung machen die Architekten vor allem dann gerne Gebrauch, wenn der Tageslichteintrag noch groß genug für die Allgemeinbeleuchtung und weiteres Kunstlicht somit überflüssig ist.
Wenn die volle Deckenbeleuchtung bei trübem Wetter oder in den dunklen Stunden des Tages eingeschaltet ist, wird die Lichtintensität mittels Dimmung den Tagesabschnitten angepasst. Damit wird das Wohlbefinden des Teams und eine entspannte Arbeitsweise unterstützt. Das Deckenbild behält auch bei Betrieb der Downlights seine ruhige, klare Erscheinung, da sich an den Reflektoren der stark entblendeten Laser Blade-Leuchten keine Lichtreflexionen zeigen.
Wenn zur Erhellung der Arbeitsplätze Kunstlicht benötigt wird, werden die über die zentrale Längsachse in die Decke eingebauten Laser Blade-Downlights hinzugeschaltet. Bildquelle: David Franck, Stuttgart
Linearleuchten betonen Flächen und Volumen des Giebels
Während ihrer Funktion als Methodisten-Kirche war die Nutzung des Gebäudes auf das Erdgeschoss beschränkt. Das verwaiste Dach- und Kellergeschoss wurden gedämmt und ausgebaut und aus dem Innenraum heraus erschlossen. Eine Wendeltreppe aus schwarzem Stahl verbindet heute das Parterre mit dem zuvor nur von außen begehbaren Keller, während das Obergeschoss über die sanierte, weiß gestrichene Bestandstreppe erreichbar ist. Das Dachgeschoss wird im Giebelbereich von geschickt unsichtbar montierten Underscore-Leuchten erhellt. Die Linearleuchten von iGuzzini betonen die Flächen und das Volumen des Giebels völlig schattenfrei und weiten den Raum nach oben auf.
Der schwebende, schwarz gehaltene Anbau aus Holz mit verglasten Stirnseiten gibt den Blick auf das Bestandgebäude frei. Eine Underscore-Leuchte sorgt für auch farbig gestaltbares Effektlicht (RGB). Bildquelle: David Franck, Stuttgart
Beleuchtung des Kellergeschosses über Wandreflexionen
Im Kellergeschoss wurden die alten Stampfbetonwände weiss aufgehellt. Eine neue Isolierverglasung im Abstand von 80 cm von der Außenwand fungiert als thermische Trennung und generiert einen ca. 20 qm gläserne Raum, der für Besprechungen im Team oder mit Bauherren genutzt wird. Auch hier kommen Underscore-Leuchten zum Einsatz, die nach oben strahlend an den Sockel geschraubt wurden und somit die erhabene Struktur der Stampfbetonwände betonen. Über die Reflexion des Lichts an den Wänden erhält man eine gute Allgemeinbeleuchtung.
Effektlicht für den Anbau
Da die vorgefundenen Räumlichkeiten des Bestandsgebäudes für die Unterbringung des Architekturbüros nicht ausreichten, wurde ein eigenständiges, freitragendes Bauteil, entsprechend eines Seitenschiffs, außen an der Längsseite der Kapelle angegliedert. Dabei war der respektvolle und sensible Umgang mit dem Bestand die größte Herausforderung.
Im Kellergeschoss wurden nach oben strahlende Underscore-Leuchten an den Sockel geschraubt. Ihr Licht betont die erhabene Struktur der weiß aufgehellten Stampfbetonwände. Bildquelle: David Franck, Stuttgart
In seiner reduzierten Formensprache ergänzt der schwebende Anbau das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Bestandsbaus. Somit bleibt die seitliche Fassade der Kapelle sowohl aus dem Innenraum des Neubaus wie auch von außen durch dessen gläserne Stirnfassaden sichtbar. Der auch bezüglich der Möblierung komplett schwarz gehaltene Raum wird im Anschlussbereich von Wand und Decke längs der Fassade effektvoll von einer Underscore-Leuchte erhellt. Mittels RGB-Technologie kann damit auch farbiges Licht erzeugt werden. Wenn Kunstlicht zur Erhellung der Arbeitsplätze benötigt wird, werden die über die zentrale Längsachse in die Decke eingebauten Laser Blade-Downlights hinzugeschaltet.
An ihrem neuen, ungewöhnlichen Bürostandort ist es Herzog+Herzog gelungen, mit nur zwei Leuchtentypen ein Repertoire an Lichtstimmungen umzusetzen. In seinen Inszenierungen setzt das Kunstlicht die Ruhe und Klarheit der Architektur konsequent fort und unterstützt, ebenso wie die Räume, sowohl eine Atmosphäre zur Kontemplation als auch zum Arbeiten.
Bauherr: Herzog + Herzog – Freie Architekten BDA
Architektur: Herzog + Herzog – Freie Architekten BDA
Licht: iGuzzini Illuminazione Deutschland GmbH