Deutschland ist bisher auf keinem guten Weg, die Klimaziele zu erreichen. Vor allem durch den Einsatz von erneuerbaren Energien sollen sie erreicht werden und dabei sind die wichtigsten Elemente Wind und Sonne. Bei beiden stockt der Ausbau aber erheblich, nicht zuletzt auch wegen hohen Bürokratiehürden und teuren Investitionen. Deutschland hat im Jahr 2021 ca. fünf Gigawatt neue Solarleistung installiert, um aber die Klimaziele zu erreichen, werden 20 Gigawatt vorausgesetzt. Damit diese 20 Gigawatt erreicht werden können, haben einige Bundesländer eine Pflicht zur Installation einer Photovoltaikanlage bei Neubauten ausgeführt. Für Kontroversen sorgt in manchen Bundesländern die Pflicht, auch bei Dachsanierungen eine Photovoltaikanlage nachzurüsten.
Ist die Solarpflicht sinnvoll?
Im privaten Bereich interessieren sich schon mindestens 25 % der jetzigen Immobilienbesitzer für die Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Auch bei den zukünftigen Bauherren ist das Interesse sehr hoch, das liegt vor allem an den immer teurer werdenden Strompreisen. Mit der Kombination einer Wärmepumpe und einem Elektroauto lässt sich ein Großteil des Verbrauchs von Öl und Gas signifikant reduzieren. Wird dies auch noch mit einem Energiespeichersystem gekoppelt, kann so zwei Drittel des Stromverbrauchs eingespart werden und über die eigene Photovoltaikanlage bereitgestellt werden. Das heißt für Bauherren gibt es jetzt bereits große Anreize hier zu investieren, dagegen müssen aber dringend Bürokratiehürden abgebaut werden und Lieferengpässen begegnet werden. Diese verhindern aktiv den Ausbau von Photovoltaikanlagen: mittlerweile muss man auf die Module und Energiespeicher bis zu sechs Monate warten und die Auftragsbücher der Handwerker sind bis auf Monate ausgebucht.
Wo gilt die Solarpflicht?
Im Koalitionsvertrag wurde schon festgehalten, dass alle geeigneten Dachflächen künftig mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden sollen. Verpflichtend ist dies aber nur für gewerblich genutzte Neubauten, für private Haushalte soll es nur „die Regel werden“. Eine Verpflichtung für Privathaushalte steht also noch aus, trotzdem haben die Bundesländer schon einige verpflichtende Regelungen getroffen.
Bundesländer mit Solarpflicht ab 2022 und 2023
Als erstes Bundesland überhaupt hat Baden-Württemberg unter der Grünen Regierung schon für 2021 eine Verpflichtung für Photovoltaikanlagen auf Dächern von Gebäuden, in denen keine Menschen wohnen, festgesetzt. Im Mai 2022 folgt nun die Pflicht für alle Neubauten, auch Wohngebäude sowie die Pflicht bei Dachsanierungen ab dem Jahr 2023. Bauherren müssen eine Photovoltaikanlage installieren und müssen sich damit jetzt auseinandersetzen. Die gleichen Regelungen gelten ab dem Jahr 2023 auch für Berlin, Hamburg regelt dies dabei ähnlich, allerdings wird die Pflicht bei Dachsanierungen erst 2025 greifen.
Bundesländer, die eine teilweise Solarpflicht einführen
In verschiedenen Bundesländern wird keine komplette Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen ausgesprochen. Sie führen aber meist eine Verpflichtung für den Neubau von Gewerbegebäuden und Parkflächen ein. In Rheinland-Pfalz gilt dies für gewerbliche Neubauten und Parkplätzen ab 60 Stellplätzen, deren Dachflächen zu 60 % bestückt werden müssen, alternativ kann auch eine solarthermische Anlage angebracht werden. Ähnliches gilt in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen: Während in Niedersachsen die Dächer von gewerblichen Neubauten ab 75 Quadratmetern mindestens zur Hälfte bestückt werden müssen, müssen in Nordrhein-Westfalen nur Parkplätze ab 35 Stellplätzen überdacht und mit Modulen bestückt werden. In Schleswig-Holstein wird die Installation auf 10 % der Dachfläche von gewerblichen Neubauten zur Pflicht, sowie bei Parkplätzen mit über 100 Stellplätzen.
Pläne in weiteren Bundesländern
Bremen, Sachsen und Bayern planen die Verabschiedung solcher Gesetze, teilweise liegen auch schon Gesetzesvorschläge in den Gremien. Bayern hat schon konkrete Pläne, die bis jetzt aber noch nicht umgesetzt werden, plant dies aber mit der Einführung des neuen Klimaschutzgesetzes ab dem Juli 2022. In Hessen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland sind bisher noch keine Pläne zur Einführung einer Verpflichtung in irgendeiner Art bekannt.
Solarpotential in Deutschland
Nach einer Erhebung des Bonner Beratungshauses EUPD Research gibt es noch ein offenes Potenzial von 89 % auf Flächen von Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland. Gerade im Osten Deutschlands ist dabei das größte Potenzial zu finden, während im Süden ein Großteil der Dächer bereits ausgebaut ist. Zusätzlich gibt es auch an Fassaden große Fläche, die mit Photovoltaikmodulen ausgestattet werden können. Gleichzeitig wird aber auch durch den Einsatz der Elektromobilität und Wärmepumpen der Stromverbrauch rasant ansteigen. Die Ausstattung unserer Dächer mit Photovoltaikanlagen ist eine dringende Aufgabe, um auch eine Versorgungssicherheit zu bieten.
Fazit
Ein Ausbau der Flächen mit Photovoltaikmodulen ist dringend nötig, allerdings bieten die aktuellen Umstände den zukünftigen Hausbesitzern jetzt schon große Anreize, in die Unabhängigkeit bei der Stromversorgung zu investieren. Durch immer größer werdenden Stromverbrauch und dem Laden des Auto-Akkus in der Nacht bzw. dem Betrieb der Wärmepumpe, wird der Stromverbrauch weg vom Tag, hin in die Nacht verlagert. Das macht es nötig, zuverlässige Energiespeicher zu installieren und dies durch langfristige Förderungen zu ermöglichen. Der Abbau von Bürokratie und die Sicherstellung von Lieferketten sind wesentliche Herausforderungen bei der Bestückung der Flächen in Deutschland.