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Do, Apr

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Kunst im sakralen Raum

Hochbau

Die Wirkung der Farben hängt entscheidend vom Lichteinfall ab – der Goldton der »KEIM Design-Lasur« entfaltet seine volle Farbkraft, wenn das Licht reflektiert wird

Mit seinen unverwechselbaren malerischen Interventionen verwandelt der Rottweiler Künstler Tobias Kammerer historische Kirchen in moderne und spannende Sakralräume.

Tobias Kammerer gilt als einer der profiliertesten Künstler für sakrale Wandmalerei in Deutschland. Seine künstlerischen Positionen stellen sich dabei immer in den Dienst einer Aufgabe und den Herausforderungen eines Dialogs mit den kirchlichen Auftraggebern. Kammerer arbeitet mit der Symbolkraft der Farben und ihrer Aussage im christlichen Kontext. Seine Farbkompositionen wirken jedoch auch unabhängig davon durch ihren Gestus und ihre schöpferische Kraft. Laut Kammerer haben Menschen über Licht und Farben einen sehr guten Zugang zur modernen Kunst. Seine Arbeiten im Kirchenraum unterstützen mit ihrer eigenständigen Botschaft die Liturgie.

Zwei beispielhafte Projekte sollen eine Einführung in das malerische und religiöse Universum des Tobias Kammerer geben.

Die Transparenz der silikatischen »KEIM Design-Lasuren «lässt sich durch Verdünnung beeinflussen. Von deckend bis hoch transparent ist alles möglich

Franziskanerkirche Paderborn
Die Franziskanerkirche in Paderborn wurde als barocker Saalbau in den Jahren 1668 bis 1671 errichtet und ist dem heiligen Josef geweiht. Beim Bombenangriff auf Paderborn brannte sie 1945 vollständig aus und wurde nach dem Krieg mit einer sehr einfachen Innenausstattung wieder aufgebaut. Bei der Renovierung in den 80er-Jahren versuchte man durch eine Ausmalung im französischen Régencestil und die Ausstattung mit Bildern und Skulpturen den Kirchenraum differenzierter zu gestalten. 2011 schließlich entschloss man sich zu einer umfassenden Neugestaltung und beauftragte Tobias Kammerer mit dem Konzept und der malerischen Umsetzung.

Aktionen des Lichts


aktionen des lichts
Tobias Kammerer - Universen der Farben
Bildband, Autor: Wolfgang Urban
ISBN 978-3-89870-694-0

Der neu gestaltete Kirchenraum ist geprägt von den warmen Farbtönen echter Erdfarben, wie Ocker und Ziegelrot in unterschiedlichen Nuancen. Leuchtendes Gelborange, als Farbe der göttlichen Offenbarung und Erkenntnis, erfüllt den Raum und verwandelt die warme Strahlkraft des Lichts in Materie. Feine vertikale und horizontale Linien strukturieren die Malerei. Der goldgelbe Streifen in der neu gestalteten Tür zur Beichtkapelle findet an der Wand seine malerische Fortsetzung und führt versetzt nach oben. Hier bildet er den Hintergrund für die Figur des heiligen Josef, den Patron des Gotteshauses. Die Pieta unter der Empore ist mit einem Purpurhintergrund gefasst. Purpur als Farbe im Spannungsfeld zwischen vitalem Rot und transzendentem Blau, zwischen Tod und Ewigkeit, Kreuzigung und Auferstehung, steht in der christlichen Farbsymbolik für Passion und Ewigkeit. Die Figuren der Muttergottes und des heiligen Antonius auf dem Chorbogen haben einen blauen Bildhintergrund erhalten. Blau steht für Gottesfrieden und himmlische Weisheit und symbolisierte zu allen Zeiten das Geistige, Ferne und Erhabene.

Auch der heilige Johannes ist blau hinterlegt, die Figur des heiligen Franziskus ihm gegenüber ist vor eine grüne Farbfläche gesetzt. Grün gilt als Farbe des Paradieses und Symbol der Erneuerung und Auferstehung. An dieser Stelle weist sie außerdem hin auf die Verbundenheit des Franziskus mit der Natur und allem Lebendigem.

Die Chorwand hinter dem Altar wurde mit freien amorphen Formen, begleitenden Linien und einem emporstrebenden Farbband gestaltet. Die Farbdynamik des Farbverlaufs von Rot zu Orange bewirkt eine optische Aufwärtsbewegung des Kruzifixes – als würde es emporschweben. »Ich beziehe mich hier auf die Christusdarstellung einer alten Bildtradition entsprechend: Der Gekreuzigte, eingehüllt in die sechs Flügel der Seraphim, wie er über dem heiligen Franziskus beim Empfang der Stigmata schwebt«, beschreibt Tobias Kammerer. »Diese Ikonografie nehme ich auf und interpretiere sie neu.«
Die Neugestaltung zieht sich durch den gesamten Innenraum; Ausstattungselemente und Figuren, die zuvor isoliert oder bezugslos im Raum standen, sind durch die malerischen Interventionen in die Gesamtaussage der Gestaltung mit einbezogen und erhalten eine neue Gewichtung.

Sanft und warm reflektiert die großflächige Goldmalerei das einfallende Licht

St.-Michael-Kirche, Röhrnbach
Das jüngste Werk von Tobias Kammerer findet sich in der zwischen 1747 und 1752 nach den Plänen des Passauer Domkapitelbaumeisters Schneitmann erbauten St.-Michael-Kirche in Röhrnbach bei Passau. St. Michael, eine typische Barockkirche, ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut und mit zahlreichen Figuren und Malereien ausgestattet worden. Die letzte große Sanierung fand Anfang der 1970er-Jahre statt. Damals wurde der Raum in großen Teilen in abgetöntem Weiß und hellem Grau gefasst – ein klarer, schlichter Stil, der den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprach – , was aber letztlich nicht befriedigen konnte.

Malerische Intervention
Auf Anraten des Landesamts für Denkmalpflege erfolgte 2011 eine aufwendige Sanierung und Rekonstruktion der umfangreichen Dekorationsmalereien und Deckengemälde aus dem Jahre 1920: Reich ornamentiert, mit marmorierten Pilastern und Brokatmalereien an den Gurtbögen in Rosa-, Ocker- und Grüntönen.

Zusätzlich wurde ein kleiner Wettbewerb ausgelobt mit dem Ziel, durch eine zeitgenössische Farbfassung der Apsis ein neues Zentrum für den Kirchenraum zu schaffen. Mit seinem Vorschlag, das von Leopold Hafner geschaffene Holzkreuz und den Tabernakel malerisch zu fassen, konnte Tobias Kammerer den Wettbewerb durch ein einstimmiges Votum der Jury für sich entscheiden. Seine Ausmalung greift die mächtige Kreuzform auf, bewegt und umspielt sie und interpretiert sie neu: Dem Künstler ging es darum darzustellen, dass dem Menschen der Himmel offen steht und das Kreuz nicht das letzte Wort ist. Die zwei lasierenden, bewegten Farbflächen in Blau und Gold entwickeln sich hinter dem Kreuz in Richtung der Apsis, begleitet und gerahmt werden sie von farbigen Linien in Rot und Orange. Das Gold ist lasierend über die blauen Flächen gearbeitet, sodass an einigen Stellen Blau durch die Goldschicht schimmert und eine ganz eigene transzendente Farbwirkung vermittelt. Auch hier hat die Farbigkeit Symbolkraft. Blau als Ausdruck von Geistigkeit und Gold als Sinnbild für Ewigkeit, gelten als sieghafte Farben und verweisen auf den Namenspatron der Kirche, den Erzengel Michael.

Die Chorwandmalerei nimmt in Farbe und Form Bezüge zur barocken Ausmalung auf

Farbkraft
Was so leicht und spielerisch wirkt, ist hohe Kunst. Die Leuchtkraft und Dynamik von Tobias Kammerers Malerei entsteht durch den lasurartigen Aufbau. Bis zu 30 Farbschichten sind es, die dem Blau seine wässrige Qualität verleihen. Mit Dispersions- oder anderen deckenden Farben wäre die für Kammerers Werk typische immaterielle, durchscheinende Farbwirkung nicht zu erzielen. Der Künstler verwendet ausschließlich silikatisch gebundene Farben und das nie in gesättigter Form, sondern stets lasierend. Silikatfarben bieten ihm hierfür das ideale Malmittel. Kammerer arbeitez mit den lichtechten Pigmenten, Farben und Lasuren der Firma KEIM, die nach seiner Aussage mit ihrer Brillanz und Farbtiefe die Wirkung seiner Malerei unterstützen.

Mit seinen zeitgemäßen Wandfassungen gelingt es Tobias Kammerer immer wieder, historische Kirchen in Räume der Jetztzeit zu verwandeln. Voraussetzung dafür ist neben seinem großen künstlerischen und handwerklichen Können eine tief empfundene Spiritualität. So schafft er Farbuniversen, die die Kraft haben, Räume zu weiten und Glaube erlebbar zu machen.

Wandmalerei
Tobias Kammerer, www.tobias-kammerer.de

Produkte »KEIM Design-Lasur«, »KEIM Design-Fixativ«, »KEIM Design-Base«
www.keimfarben.de

 

 


Mit der Showcase Factory wurde ein wirksames bauliches Zeichen nach innen wie auch nach außen gesetzt. Fotograf Olaf Mahlstedt

Projekte (d)

Bildquelle: Brigida Gonzalez

Projekte (d)

Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

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