16
Di, Apr

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Reduktion für mehr Nachhaltigkeit

Hochbau

Im Oktober 2012 wurde der erste Meilenstein für eines der gegenwärtig wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte Berlins gesetzt. Mit der neuen Deutschlandzentrale des französischen Energieunternehmens Total eröffnete das erste Gebäude der sogenannten Europacity nördlich des Hauptbahnhofs seine Pforten. Auf dem Areal, das mit knapp 40 Hektar etwa doppelt so groß ist wie der Potsdamer Platz, wird in den kommenden Jahren ein modernes, zukunftsweisendes Stadtquartier entstehen, das Investoren aus der ganzen Welt anlocken soll.

Zertifizierung angestrebt
Der »Tour Total« von Barkow Leibinger Architekten fungiert dabei als gestalterischer und qualitativer Maßstab für das noch Kommende. Einfachheit und Reduktion sind die Mittel, mit denen die Planer auf die Bauaufgabe reagierten. Ein Knick im Baukörper nimmt städtebauliche Achsen auf und verleiht dem Turm ein markantes, wenngleich zurückhaltendes Aussehen. Dazu trägt auch die ausgeklügelte, plastisch wirkende Rasterfassade aus Betonfertigteilen bei. Neben dem städtebaulich wie architektonisch ambitionierten Design stand bei der Konzeption vor allem die Nachhaltigkeit im Fokus. Zu den Anforderungen gehörte von Beginn an, dass der Turm eine DGNB-Auszeichnung in Silber oder ein LEED-Zertifikat in Gold erhält. Im Rahmen dieser Zertifizierungen spielt ein möglichst geringer Energieverbrauch eine zentrale Rolle. So liegt der Primärenergieverbrauch des Gebäudes 50 Prozent unter den Anforderungen der aktuell geltenden Energieeinsparverordnung EnEV 2009. Nicht weniger entscheidend ist jedoch, dass Materialien verwendet wurden, die sowohl für die Gesundheit der Gebäudenutzer als auch für die Umwelt unbedenklich sind. Das lässt sich beispielhaft an den Aufzugsanlagen veranschaulichen, die im »Tour Total« für einen schnellen Transport und homogenen Verkehrsfluss sorgen.

Optimale Auslastung durch intelligentes Verkehrsmanagement
Knapp 70 Meter streckt sich der »Tour Total« am südlichen Ende der Europacity in die Höhe. Von den insgesamt 17 Etagen dienen 12 als Bürofläche für rund 500 Total Mitarbeiter. Vier weitere Stockwerke möchte Total an andere Unternehmen weitervermieten. Im obersten Geschoss befindet sich die Haustechnik. Erschlossen werden die einzelnen Etagen durch eine Gruppe von vier Aufzügen des Berliner Herstellers Schindler. Eine klar ausdifferenzierte Aufgabenverteilung sorgt dabei für einen effizienten Transport. Ein Aufzug bedient nur die unteren Geschosse, während zwei Anlagen für die oberen Geschosse zuständig sind. Lediglich der Feuerwehraufzug fährt sämtliche Etagen an. Hinzu kommt eine intelligente Zielwahlsteuerung, die Leerfahrten erspart, Zwischenstopps minimiert und somit die optimale Auslastung der vorhandenen Anlagen zusätzlich fördert. Der Fahrgast gibt bereits auf dem Weg zum Aufzug an einem Benutzerterminal das gewünschte Stockwerk ein. Daraufhin errechnet das System die schnellste Verbindung. Es gruppiert übereinstimmende Fahrtwünsche und weist dem Nutzer den entsprechenden Aufzug zu. Darüber hinaus bietet das intelligente Verkehrsmanagementsystem regelmäßigen Gebäudenutzern die Möglichkeit, ihre Zieletage mit Hilfe einer persönlichen Identifikation ganz ohne Zwischenstopp zu erreichen. Das sorgt im »Tour Total« für eine merkliche Stromersparnis, zu der auch die modernen Antriebskomponenten beitragen.

Unbedenkliche Materialien für Umwelt und Gesundheit
Laut Schindler-Projektleiter Peter Kaulfuß, der beim „Tour Total“ Ansprechpartner für die Bauökologen der DGNB war, ist »Energieeffizienz« nur ein Teilaspekt von Nachhaltigkeit. Im Rahmen der Zertifizierung sind Energieeinsparpotenziale bei den Aufzügen durchaus relevant. Zertifizierungsgesellschaften wie die DGNB oder das LEED stellen zusätzlich ebenso hohe Anforderungen an die verwendeten Materialen und fordern Arbeitsweisen und Baustoffe, die sowohl für die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt unbedenklich sind. So soll zum Beispiel der Einsatz von Bauteilen aus Aluminium wegen der hohen Umweltbelastung bei der Herstellung reduziert werden. Selbst ein Recyclingkonzept für Verpackungsmaterialien müssen die Hersteller liefern.

Beim »Tour Total« lag ein besonderes Augenmerk auf der Innenraumluftqualität. Hier geht es vor allem darum, Stoffe zu vermeiden, die leicht flüchtige organische Verbindungen wie Lösungsmittel enthalten. Anstriche, Schmiermittel und Kleber mussten reduziert werden. Lediglich die nicht sichtbaren Schachtkomponenten wie Fahrschienen, Gegengewichte oder Kabinenrahmen wurden mit einem DGNB-gerechten Grundanstrich geschützt. Dank eines getriebelosen Antriebs konnte zudem auf die in vielen älteren Anlagen eingesetzten Getriebeöle verzichtet werden.

Edelstahl gilt als unbedenklich
Bei der Kabinengestaltung wurde weitgehend Edelstahl verwendet. Das Material erfüllt nicht nur die Anforderungen der Nachhaltigkeit bezüglich Schadstofffreiheit, Recycling und Langlebigkeit, es fügt sich auch nahtlos in die Architekturgestaltung ein. Hier achteten Barkow Leibinger vor allem auf ein klares Fugenraster. Sorgfältig ausgeführte Schattenfugen und ein umlaufender Lichtfries in der Decke machen die hochwertige Gestaltung aus.

Auch der Aufzugshersteller sollte zertifiziert sein
Das Beispiel des »Tour Total« zeigt: Nachhaltigkeitszertifikate sind zu einem wichtigen Kriterium im Immobiliengeschäft geworden. Gerade bei den Aufzugsanlagen sind die Anforderungen hochkomplex und reichen von einer barrierefreien Planung über den energieeffizienten Betrieb bis zur umweltgerechten Entsorgung. Die Betrachtung muss daher für jedes Gebäude individuell erfolgen. Bei der Wahl des Herstellers sollten Architekten auf eine Zertifizierung nach der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 achten. So ist sichergestellt, dass die eingesetzten Produkte sowohl bei der Herstellung als auch bei der späteren Nutzung den Anforderungen an eine nachhaltige Bauweise entsprechen.

Bautafel
Bauherr: CA Immo
Architekt: Barkow Leibinger Architekten
Grundfläche: ca. 18.000 m2 BGF
Höhe: ca. 70 m


Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

Beleuchtung

Die Boulderhalle im schweizerischen Dübendorf ist ein Treffpunkt von kletterbegeisterten Menschen jeder Altersklasse. Auf 800 Quadratmeter gibt es eine Vielfalt an Boulderwänden und Kletterrouten.

Gebäudetechnik

Optisches Highlight mit iF Design Award 2024: Der neue Hochleistungskiesfang von Sita überzeugt neben seinen technischen Werten auch optisch.

Dach

Retention im Griff: SitaRetention Twist verfügt über einen skalierten Einstellschieber, mit dem sich der Retentionsfaktor exakt justieren lässt – bei Dächern ohne Auflast ebenso, wie bei begrünten Dächern, die mit einem Gründachschacht ausgerüstet werden. Bild: Sita Bauelemente GmbH

Gebäudetechnik

Foto: Robert Lehmann

Projekte (d)

Henrik Schipper, Henrik Schipper Photography

Projekte (d)

Der Bundesgerichtshof stärkt das Recht auf barrierefreien Umbau. | Bildrechte: Shutterstock/Javier Larraondo

Baurecht

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Anzeige AZ-C1a-300x250 R8

Anzeige AZ-C1b-300x600 R8