28
Do, Mär

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Künstlerische Neugestaltung der Pfarrkirche St. Dionysius in Elsen

Hochbau

Zeitgemäße Neuausmalung oder Konservierung des Bestands? Vor dieser Entscheidung stand die Gemeinde der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Dionysius in Elsen, einem Stadtbezirk von Paderborn. Im Rahmen der umfangreichen Sanierung des denkmalgeschützten Kirchengebäudes entschied man sich für die künstlerische Neufassung durch den international renommierten Künstler Tobias Kammerer aus Rottweil und damit für den Einzug zeitgenössischer Kunst in die Kirchenräume.

Die farbigen Linien im Vierungsgewölbe begrenzen die blauen Farbflächen und schaffen zugleich eine Verbindung zum Umraum.

Kammerer ist ein Meister der Farbkomposition, intuitiv erkennt er die Gesetzmäßigkeit von Farb- und Lichtführung und reagiert darauf mit seiner Malerei. Seine Ausmalungen wirken wie monumentale Aquarelle, rasch hingeworfen mit übergroßen Pinseln. Doch die Leichtigkeit dieser Malerei ist hohe Kunst, ausgeführt mit Silikatfarben in bis zu 30 lasierenden Schichten. Der Künstler arbeitet mit mineralischen Farben und Lasuren der Firma KEIM, weil diese nach seiner Aussage mit ihrer besonderen Brillanz und Farbkraft die optische Tiefe und Wirkung seiner Arbeit unterstützen.

Kammerers Anliegen, getragen von tief empfundener Spiritualität, ist immer die künstlerische Gesamtgestaltung. Dabei konkurriert er nie mit der Architektur oder manipuliert ihre Raumwirkung, sondern interpretiert und transformiert sie durch malerische Kommentare im Wechselspiel zwischen Fläche und Linie, Ruhe und Dynamik, Form und Auflösung. Kammerers sakrales Werk ist farbenfroh, lebensbejahend und frei interpretierbar, es verweist auf Grunderfahrungen der menschlichen Existenz und kann im religiösen wie nicht religiösen Kontext gelesen werden.

Das Gewölbe der Taufkapelle ist blau ausgemalt, in bewegten, durchscheinenden, zarten Farbflächen.

In St. Dionysius griff der Künstler die schlichte Ausmalung der Kirche auf und entwickelte darauf aufbauend seine eigene Gestaltung. Farbe ist für Kammerer eine Urkraft, die Farbzuordnungen folgen seiner Auffassung von christlicher Symbolik. In St. Dionysius zieht sich durch alle Räume Blau als die Farbe des Himmels und als Ausdruck von Geistigkeit.

Die Taufkapelle aus dem frühen 13. Jahrhundert ist der älteste Teil der Pfarrkirche. Ihr Gewölbe ist dem Himmelsmotiv entsprechend in Blautönen gehalten. Die lasierende Ausmalung in bewegtem Duktus könnte man hier auch als »Wasser des Lebens« deuten, aus dem der Täufling wie neugeboren als Kind Gottes wiederauftaucht.

Das Mittelschiff wird durch Kammerers Ausmalung optisch erhöht, indem das Blau in den unteren Bereichen der Gewölbeflächen sich nach oben hin aufhellt. Dieser Verlauf zieht den Betrachter quasi nach oben und streckt den Raum. Den Fenstern und den Steinsäulen mit ihren Kapitellen verleiht der Künstler durch farbige Akzente mehr Gewicht.

Das Gewölbe der Taufkapelle ist blau ausgemalt, in bewegten, durchscheinenden, zarten Farbflächen.
Das Mittelschiff kann durch den Einsatz farbiger LED-Strahler zusätzlich je nach Anlass inszeniert werden. Die unterschiedlichen Lichtstimmungen verändern die Anmutung der Ausmalung.

Jedes Gewölbe schließt mit einer kreisförmig bewegten blauen Farbfläche um den Schlussstein. Der Kreis als vollendete geometrische Figur steht hier für die Vollkommenheit Gottes. Frei geführte farbige Linien öffnen die Geschlossenheit der Kreisform und laden zu weiteren Interpretationen ein.

Das Vierungsgewölbe über dem Altar ist mit einem großen Rundgemälde ausgestaltet: Amorph fließende, durchscheinende Flächen in verschiedenen Blautönen sind durchzogen von dynamischen, kreisförmigen Linien in unterschiedlichen Farben und offen für individuelle Deutungen und Empfindungen.

Ein Blickfang für den Kirchenbesucher ist die Rückwand des Chorraumes. Hinter dem Kruzifix hat Tobias Kammerer mit zarten roten Linien ein Kreuz angedeutet, bewegt nach oben strebende Farbflächen in Gold symbolisieren den Auferstehungsgedanken. Das goldene Band entspringt einem exakt geführten purpurroten Farbsockel. Mit der Farbe Rot verbindet sich die Vorstellung von Blut – hier stellvertretend für die Passion Christi –, aber auch seiner Liebe zu uns Menschen.

An der Westwand der Kirche hing früher ein Kreuz mit einem Corpus von 1671. Daran erinnern horizontale und vertikale roten Linien in Kreuzform. Hauptblickfang ist ein breiter Pinselstrich, der von Rot zu Blau wechselnd der Decke entgegenstrebt und Verwandlung symbolisiert – von Emotion zu Geistigkeit, von Leiden zu Erlösung, von der Erde zum Himmel.

Die Marienkapelle mit Pietà. Hinter der Skulptur eine abstrakte Kreuzform in blauen Farbflächen.
Die Malerei an der Westwand erinnert an ein Kreuz mit Corpus, das früher dort hing.

In der neu geschaffenen Marienkapelle hat die alte Pietà ihren Platz gefunden. An der Wand hinter der Skulptur wird in breit angelegten, transparenten Farbflächen ein Kreuz sichtbar, längs in Ultramarinblau, quer in Türkisblau gehalten. Akzentuiert werden die Farbflüsse durch Linien in Rot und Orange.

In St. Dionysius gelingt es Tobias Kammerer erneut, mit seinen malerischen Interventionen den Kirchenraum neu zu komponieren und einen Dialog zwischen Alt und Neu, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Gott und den Menschen zu initiieren.

Pfarrkirche St. Dionysius, www.stdionysius-elsen.de

Tobias Kammerer, www.tobias-kammerer.de

KEIMFARBEN GmbH, www.keim.com 

Verwendete Produkte
KEIM Optil (Untergrund)
KEIM Design-Lasur (Malerei)


Die Boulderhalle im schweizerischen Dübendorf ist ein Treffpunkt von kletterbegeisterten Menschen jeder Altersklasse. Auf 800 Quadratmeter gibt es eine Vielfalt an Boulderwänden und Kletterrouten.

Gebäudetechnik

Optisches Highlight mit iF Design Award 2024: Der neue Hochleistungskiesfang von Sita überzeugt neben seinen technischen Werten auch optisch.

Dach

Retention im Griff: SitaRetention Twist verfügt über einen skalierten Einstellschieber, mit dem sich der Retentionsfaktor exakt justieren lässt – bei Dächern ohne Auflast ebenso, wie bei begrünten Dächern, die mit einem Gründachschacht ausgerüstet werden. Bild: Sita Bauelemente GmbH

Gebäudetechnik

Foto: Bundesverband Gebäudegrün

Advertorials

Nebbia, eine Kooperation mit Park Associati

Beleuchtung

Der Bundesgerichtshof stärkt das Recht auf barrierefreien Umbau. | Bildrechte: Shutterstock/Javier Larraondo

Baurecht

Als Spezialist für tragende Wärmedämmung schließt Schöck mit seiner neuen Produktfamilie Schöck Sconnex die letzte große Wärmebrücke an Gebäuden. Foto: Schöck Bauteile GmbH

Hochbau

Anzeige AZ-Artikel-728x250 R8

Anzeige AZ-C1a-300x250 R8

Anzeige AZ-C1b-300x600 R8