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Do, Apr

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Europaschule II in Luxemburg

Fassade

Viel Tageslicht, helle Farben und klare Strukturen zeichnen die Innenräume der Europaschule II aus. Bild: Bohumil Kostohryz, Luxemburg

Seine Grundanordnung erfährt der Campus der Europaschule II aus dem Entwurfsgedanken heraus, die sechs Gebäude um einen zentralen Garten herum zu arrangieren, der aus den Gebäuden heraus über Höfe, überdachte Zonen und Wege zugänglich wird. Eine Schule der Größenordnung der Europaschule II hat im Hinblick auf die altersspezifische Nutzung und Funktionalität ihrer Gebäude eine differenzierte Identität. Dieser Tatsache trugen die Architekten Rechnung, indem sie jedem der sechs Gebäude ermöglichten, eigenständige Lern- und Lebensräume für die jeweilige Altersgruppe zu entwickeln. Ziel war es dabei, die verschiedenen schulischen Einheiten mit ihren Außenbereichen baulich eindeutig ablesbar zu gestalten. Jede Institution und gemeinschaftliche Einrichtung verfügt deshalb über ein eigenes Gebäude mit eigenen Höfen und Plätzen. Zunächst einmal widersprüchlich zu der individualisierten Nutzung erscheint die Absicht, alle Funktionen über eine klar erkennbare visuelle Klammer außen wie innen zu vereinen. Also keine isolierten Bereiche oder Zonen zu bilden, sondern über die architektonische Form ein zusammenhängendes Raumerlebnis zu schaffen. Die Architekten gingen mit Ihrem Gestaltungsanspruch an die übergeordnete Identität soweit, dass sie mit ihrer Raumkomposition innen wie außen eine intuitive Begreifbarkeit und selbstverständliche Wirkung erzielen wollten. Der Campus sollte auf die Betrachter und die darin lernenden und lebenden Schüler stets wie etwas Zusammenhängendes, wie ein Ensemble wirken.

Die zahlreichen Vordächer sind mit eingespannten aufblasbaren Wolkenmembranen für den UV- und Regenschutz ausgestattet. Bild: Bohumil Kostohryz, Luxemburg

Architekt Michel Petit erklärt die »Widersprüchlichkeit im Einheitlichen« mit einem Beispiel aus der Musik. Er verweist auf die Fugen von Johann Sebastian Bach, die zwar einer strengen Ordnung unterlägen, dennoch viel Variation innerhalb eines stets erkennbar bleibenden Themas zuließen. Diese Inspiration einer kreativen Variation innerhalb eines festgelegten formalen Rahmens wird in den Innenräumen, vor allem aber auch in den Fassaden der einzelnen Baukörper deutlich. Ihr Wechsel von großzügigen offenen Flächen zu geschlossenen Flächen, der durchgehende Einsatz gleicher Baustoffe, System- und Funktionselemente wirkt verbindend deutlich über die Gebäudegrenzen hinaus. Ein einheitliches, dennoch variantenreiches Bild unterstützend wirken darüber hinaus die technisch sachliche, quaderförmige Geometrie der Gebäude und deren einheitliche, maximal dreigeschossige Auslegung, wobei Höhenunterschiede zwischen den Gebäuden noch durch eine Einbettung in das terrassierte Gelände weitgehend nivelliert werden.

Großflächige Fassaden von Innenhöfen und gemeinschaftlich genutzten Funktionsbereichen wie Aula und Mensa sind als Pfosten-Riegelkonstruktionen ausgeführt. Bild: Bohumil Kostohryz, Luxemburg

Durch die bräunliche, lehmige Farbgebung des Fassadenmaterials - mit rohen Brettern geschalter Beton - wird eine Verbindung des Baukörper-Ensembles mit der umgebenden Landschaft hergestellt. Die Baukörper fügen sich mit einer warmen Ausstrahlung in die Umgebung ein, was nochmals durch die dunkle Färbung der Überdachungen, Fensterprofile und Metallflächen unterstützt wird. Im Inneren werden dagegen durchgängig helle Farben verwendet, die in Zusammenhang mit einem sorgsam ausgearbeiteten Farbkonzept auf der Basis farbiger Gläser eine besondere Atmosphäre erzeugen. Die helle lern- und lebensfreundliche Atmosphäre wird durch den hohen natürlichen Lichteinfall unterstützt, der auf die großflächigen Fensterelemente und Fassadenverglasungen zurückzuführen ist. Das harmonische Gesamtbild ergibt sich also auch aus ganz offensichtlichen Kontrasten - dem Hell-Dunkel-Kontrast sowie dem Rau-Glatt-Kontrast zwischen Fassade und Innenräumen, und auch aus dem Offen-Geschlossen-Kontrast in der Fassade und in den inneren Übergängen der Räume, Nutzungsbereiche und Freizonen. Architekt Johannes Schilling nennt als natürliches Bezugsbeispiel für die architektonische Idee zu Materialität und Farbigkeit die Austernschale: rau und erdig wie ihre Umgebung im Außenbereich - glatt, hell und farbig changierend, wie Perlmutt, im Innenbereich.

Die großzügige Proportion der Öffnungen in den Fassaden sowie das harmonische Verhältnis zwischen offenen und geschlossenen Flächen spielen bei der formalen Gliederung sowie beim Farbkonzept eine wichtige Rolle. Vor allem, weil sie dem reichhaltigen Tageslichteinfall dienen, der letztlich die helle, freundliche Wirkung der Innenräume erst ermöglicht und die natürliche, intuitive Wirkung der Raumfolgen und Übergänge unterstützt.

Einer der Innenhöfe zwischen den Gebäuden: Die Feldaufteilung der Lichtöffnungen folgt einem durchgängigen Prinzip. Pro Einheit sind zwei großflächige, automatisierte Lüftungselemente mit verdeckten Rahmenkonstruktionen mit einem schmalen, per Hand zu öffnenden Flügel kombiniert. Bild: Bohumil Kostohryz, Luxemburg

Die Lichtöffnungen in den Fassaden folgen in Feldaufteilung und Funktion einem durchgängigen Prinzip. Pro Einheit sind jeweils zwei großflächige, automatisierte Elemente mit einem schmalen, per Hand zu öffnenden Flügel kombiniert. Die Systemprofile der automatisierten Elemente bzw. Lüftungsflügel werden - ebenso wie der außenliegende Sonnenschutz - vollständig von der Fassade verdeckt, so dass der Eindruck einer rahmenlosen Verglasung entsteht. Insgesamt übernehmen nahezu 2.000 Fensterflügel auf Basis der Systeme »Schüco AWS 75.SI« die entwurfstragende Funktion der Fassadengliederung und Tageslichtführung. Die automatisierten TipTronic Fensterflügel sind über Schüco BUS-Gruppen an die Gebäudeautomation angebunden. Zahlreiche größere Fassadenausschnitte und Fassadenverglasungen in den Innenhöfen - z. B. bei Aula und Mensa - wurden mit der hochwärmegedämmten Pfosten-Riegel-Konstruktion »Schüco FW 60+.SI« realisiert. Sämtliche Systemverglasungen sind mit Dreifach-Isoliergläsern ausgestattet.

Teil der Innenraumgestaltung ist ein sorgsam ausgearbeitetes Farbkonzept unter Einsatz großflächiger Farbglas-Elemente. Bild: Bohumil Kostohryz, Luxemburg


Bautafel
Europaschule II, Mamer/Bartringen (Luxemburg)

Campus aus 6 Gebäuden in Hanglage:
- Centre polyvalent de l'enfance: Kinderkrippe für 105 Kinder von 0-3 Jahren
- Maternelle: Schule für 420 Schüler von 4-6 Jahren
- Primaire: Schule für 1.050 Schüler von 6-11 Jahren
- Secondaire: Schule für 1.600 Schüler von 11-18 Jahren
- Administration: Verwaltung, Veranstaltungsraum für 350 Personen
- Sport: 5-fach-Turnhalle, Gymnastikräume, 2 Schwimmbecken

Brutto-Grundfläche (BGF): 86.670 m²
Brutto-Rauminhalt (BRI): 364.100 m³

Architekten
Michel Petit, Luxemburg (LU) und Schilling Architekten, Köln (DE)
(Leistungsphase 1-9)

Verarbeiter/Metallbauer (Fenster und Fassaden)
Sermelux SA, Kehlen (LU)
NR Metallbau GmbH, Straelen (DE)

Systemtechnik Fenster und Fassaden
Pfosten-/Riegelfassade (ca. 20.000 m²) System Schüco FW 60+.SI, manuelle Fensterflügel Schüco AWS 75.SI (ca. 550 Stk.), TipTronic Fensterflügel Schüco AWS 75.SI (ca. 1.350 Stk.), RWA Flügel Schüco AWS 57 RO und Schüco RWA-Zentralen, Schüco BUS-Gruppen inkl. BUS-Linien zur Gruppensteuerung in der Gebäudeautomation.

Baukosten
ca. 237 Mio €

Baubeginn/Fertigstellung
2009/2012

Die Klassenräume bieten eine helle, lernfreundliche Atmosphäre, klimatisch unterstützt durch hochwärmegedämmte Fenstertechnik sowie automatisierte Belüftung und Beschattung. Die großzügigen Aussichten auf Freiflächen, begrünte Innenhöfe und das Umland schaffen optische Übergänge zwischen Innen- und Außenraum. Bild: Bohumil Kostohryz, Luxemburg


Der Anspruch einer ökologisch sensiblen Außenbeleuchtung setzte sich bei der Illuminierung des Magazinbaus mit seiner Fassade aus gefalteter Bronze fort. Zur strikten Vermeidung von Skyglow wurde in akribischer Abstimmung mit den Beteiligten und mittels nächtlicher Bemusterungen eine Streiflichtlösung mit Linealuce-Bodeneinbauleuchten erarbeitet. Foto: HG Esch

Beleuchtung

Die Boulderhalle im schweizerischen Dübendorf ist ein Treffpunkt von kletterbegeisterten Menschen jeder Altersklasse. Auf 800 Quadratmeter gibt es eine Vielfalt an Boulderwänden und Kletterrouten.

Gebäudetechnik

Optisches Highlight mit iF Design Award 2024: Der neue Hochleistungskiesfang von Sita überzeugt neben seinen technischen Werten auch optisch.

Dach

Retention im Griff: SitaRetention Twist verfügt über einen skalierten Einstellschieber, mit dem sich der Retentionsfaktor exakt justieren lässt – bei Dächern ohne Auflast ebenso, wie bei begrünten Dächern, die mit einem Gründachschacht ausgerüstet werden. Bild: Sita Bauelemente GmbH

Gebäudetechnik

Foto: Bundesverband Gebäudegrün

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