Holz ist der älteste Baustoff der Welt und auch Fensterläden haben in der Architektur eine jahrtausendealte Tradition. Im Zuge der Klimadiskussion erleben beide seit einigen Jahren eine Renaissance. Das Minergie-P-Projekt Sunnehof im schweizerischen Fällanden zeigt, wie sie sich für mehr Energieeffizienz, thermischen Komfort und moderne Ästhetik verbinden lassen. Bauherrin des sechsgeschossigen Mehrfamilienhauses mit 42 Wohnungen war die Fokus Immobilien AG aus Bubikon. Die insgesamt 168 Aluminium-Schiebeläden lieferte Ehret.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängten Mauerwerk, Beton und Stahl den Baustoff Holz weitgehend aus dem Tragwerk von Gebäuden. Der Wunsch nach größtmöglicher Transparenz und hohem Tageslichteinfall führte zu einem Boom großer Fensterfronten und der Glasarchitektur. Seither ist die Suche nach einem konstruktiven Kompromiss zwischen möglichst hohen Werten für den solaren Wärmeeintrag im Winter und möglichst niedrigen Werten im Sommer ein Dauerthema. Die Glasindustrie hat dazu selektive Glasbeschichtungen entwickelt, die aber angesichts der seit Jahrzehnten steigenden Zahl von Hitzetagen in unseren Breitengraden allein immer weniger ausreichen werden.
Hitzetaugliches Bauen ist vor allem Sonnenschutz
Wie im deutschen Gebäudeenergiegesetz ist der sommerliche Wärmeschutz in vielen europäischen Ländern bereits vorgeschrieben. Auch Energiestandards wie Minergie und die noch anspruchsvollere Zertifizierung Minergie-P in der Schweiz fordern Maßnahmen, um behagliche Raumtemperaturen ohne energieintensive aktive Kühlung zu gewährleisten.
Die Wohnanlage Sunnehof widerlegt das weit verbreitete Vorurteil, dass sich leichte Holzrahmenkonstruktionen und sommerlicher Wärmeschutz gegenseitig ausschließen. Die Holz-Beton-Verbunddecken mit sichtbarem Brettsperrholz in der Biegezugzone haben durch den Betonanteil eine höhere Tragfähigkeit und Wärmespeicherfähigkeit als reine Holzbalkendecken. Auch hinsichtlich Brand- und Schallschutz sind sie überlegen. Die Brettsperrholz-Innenwände sind mit nicht brennbaren Gipsfaserplatten beplankt. Über 900 vorgefertigte Holzelemente wurden innerhalb von sieben Wochen verbaut, insgesamt stehen im Sunnehof rund 10.000 Holzelemente.
Beschichtung harmoniert perfekt mit der vorgegrauten Fassade
Zum Einsatz kam der moderne Nachfolger des Fensterladens, ein Aluminium-Schiebeladen Modell SL von Ehret. Gerhard Patent, Gebietsleiter bei Ehret, erklärt, dass das Zusammenspiel von außenliegendem Sonnenschutz, der Ausrichtung der Fenster und der Wärmespeicherfähigkeit der Bauteile in Fällanden eine Überhitzung der Räume verhindert. Sowohl die Hohlkammerrahmenprofile als auch die Aluminium-Rhombuslamellen wurden mit der Sonderfarbe NCS S8000N, einem neutralen Grauton mit 80 Prozent Schwarzanteil, matt beschichtet. So harmoniert der Schiebeladen perfekt mit der charaktervollen, vorgegrauten Fassade. Die oberen Führungsschienen mit elektrischem Antrieb sind unsichtbar in einem bauseitigen Schacht montiert. Um dem Bauherrn einen realistischen Eindruck von der ästhetischen Gesamtwirkung und der technischen Funktionalität zu vermitteln, wurde für die Bemusterung ein originalgetreues Modell mit allen Details angefertigt, ergänzt Patent.
Der nahezu wartungsfreie außenliegende Sonnenschutz wird über das Funksystem Somfy iO gesteuert, das sich problemlos in jede Gebäudeautomation integrieren lässt. Den Bewohnenden stehen alle Bedienmöglichkeiten zur Verfügung. Standardmäßig wird jedes Element einzeln über einen Handsender bedient. Alternativ können die Schiebeläden über einen Sonnenwächter je nach Sonneneinstrahlung automatisch geöffnet und geschlossen werden.
Funksteuerung vermeidet Wärmebrücken
Die kabellose Funksteuerung sorgt zudem dafür, dass die vom Minergie-P-Standard geforderten Wärmedämmwerte eingehalten werden. Durchbrüche für die Verkabelung hätten die Gefahr von Wärmebrücken erhöht. Jeder Funkmotor wurde mit grösster Sorgfalt einzeln programmiert, um Überlagerungen und Störungen zwischen den Wohnungen zu vermeiden. Ein weiterer Vorteil des außenliegenden Schiebeladens gegenüber einem Rollladen betrifft auch die Wärmedämmung der Fassade. Da das Mauerwerk nicht verjüngt werden muss, bleiben die Wärmedämmwerte über die gesamte Holzfassade gleich.
Passive Kühlung und Komfortlüftung schaffen zusätzlich Erleichterung
Reicht die Verschattung nicht mehr aus, kann im Sunnehof die passive Kühlung über die Erdsonden der Wärmepumpe zugeschaltet werden. Die überschüssige Wärme aus dem Gebäude wird über einen Wärmetauscher an das Erdreich abgegeben. Dies hat zusätzlich den Vorteil, dass sich das Erdreich um die Sonden erwärmt, was wiederum die Effizienz der Wärmepumpe in der folgenden Heizperiode unterstützt. Für die Nachtauskühlung sorgt eine automatische Komfortlüftung nach Minergie-Standard mit energieeffizienter Wärmerückgewinnung.
Zusätzlich zu den Schiebeläden wurden an den zurückgesetzten Loggien Außenjalousien angebracht. Sie dienen einerseits der Verdunkelung, andererseits bieten sie eine zusätzliche Wärmedämmschicht in kalten Winternächten oder an heißen Sommertagen.
Gerhard Patent erläutert, dass in Zukunft bei jedem Bauprojekt nicht nur eine energieeffiziente Heiztechnik, sondern auch eine energieeffiziente und klimafreundliche Kühlung von Anfang an mitgedacht werden muss, um Gebäude über ihre geschätzte Nutzungsdauer von 60 Jahren und mehr vor Überhitzung zu schützen. Da in Tropennächten eine nächtliche Frischluftzufuhr nicht möglich ist, ist es umso wichtiger, den Wärmeeintrag durch außenliegenden Sonnenschutz von vornherein so gering wie möglich zu halten.