Schmale innerstädtische Grundstücke erfordern kluge Konzepte, um Wohnqualität und Rentabilität zu gewährleisten. Das beweist das aktuelle Projekt LINK des Architekten Jo Klein in der Belforter Straße 4, Berlin-Prenzlauer Berg. Nach einigen Jahren Planungs- und Bauzeit finalisiert er derzeit das minimalistische Wohnhaus mit vier Mietwohnungen und zwei Gewerbeeinheit.
Bilder: David von Becker
Auf einer Grundfläche von nur 4,80 Metern Breite, dafür aber 17 Metern Tiefe entstand das siebengeschossige Haus als Bindeglied zwischen der gründerzeitlichen Blockrandbebauung und einem ursprünglich offenen zurückversetzten 60er Jahre Wohnriegel. Wie vermittelt man zwischen zwei diametral gegeneinander stehenden städtebaulichen Visionen und fügt diese im Sinne der Nachverdichtung zusammen? Das Haus „LINK“ steht genau dafür. Mit seinem schwebenden monolithisch, kubischen Volumen in warmen Grau, setzt es in der Lücke an der Platzecke einen ruhigen, aber deutlichen Akzent. Im Erdgeschoss bleibt die alte Lücke durch den offen konzipierten Raum und die großzügigen Verglasungen erfahrbar.
Bilder: David von Becker
Das kleine Grundstück forderte eine extrem kompakte und effiziente Planung. So könnte das Treppenhaus kleiner nicht sein, es steht wie ein Pylon unter der schwebenden Architektur. Dank der effizienten Erschließung, großer Fensterflächen, Sichtachsen durch die Einheiten und fließender offener Grundrisse gewinnt das kleine Haus ein Großzügigkeit und Weitläufigkeit, statt eng zu wirken.
Modernität im Kontext zum historischen Berlin
Ganz bewusst entwarf Jo Klein ein konsequent modernes Haus im Kontext der Denkmäler des Wasserturmplatzes. Die Denkmäler würdigt Jo Klein, indem jede Einheit in der spannendsten Blickrichtung ein Panoramafenster erhielt. Diese meist über Eck geführten Fenster wurden innen mit einer Sitzbank ausgestattet und laden ein zum Verweilen und zum Genießen des berauschenden Blickes auf die historischen Türme des Platzes.
Bilder: David von Becker
Das Haus verfügt neben dem Gewerbe im Erdgeschoss über je eine Zweizimmereinheit pro Geschoss (OG 1-4) sowie über eine Fünf-Zimmer-Maisonette-Einheit im fünften und sechsten Obergeschoss. Ein weiteres Highlight des Projektes LINK ist die Aufdachterrasse der Dachgeschosswohnung. Der dort geplante und auf den Fernsehturm ausgerichtete schmale aber lange Pool ist noch nicht realisiert. „Das Konzipieren und Bauen eines Wohnhauses auf kleinstem Raum ist eine echte Herausforderung“, sagt Jo Klein. „Bei aller Enge alles zum Funktionieren zu bringen und gleichzeitig offene, möglichst weit wirkende Räume mit hoher Lebensqualität und Weitblick zu kreieren, erfordert ausgetüftelte Lösungen.
Bilder: David von Becker
„Wir arbeiten viel mit raumhohen Schiebetüren, offenen Raumecken und Kreisläufen, um gefangene Räume zu vermeiden“. Wir hätten auch gerne die hohen Räume noch höher realisiert, doch jede weitere Treppenstufe minimiert die Wohnfläche. So war jede Entscheidung in der Planung eine Abwägungsfrage – denn zu verschenken gab es nichts. Im Vergleich zu älteren Städten mit viel kleinteiligeren Parzellen sind wir das in Berlin gar nicht mehr gewohnt. ”Aber genau das hat großen Spaß gemacht“, erklärt Jo Klein.
Bilder: David von Becker
Nachverdichtung mit kluger Architektur
Dank des langen seitlichen Erkers über dem Nachbargrundstück konnte die Grundfläche ab dem 1, Obergeschoss aufwärts teils von 4,80 Meter auf 5,80 Metern verbreitert werden. Auch konnte die Stadt nach einigem Ringen von einem brauchbaren straßenseitigen Erker überzeugt werden. Diese beiden Maßnahmen waren fast spielentscheidend, da ohne diese Erweiterungen kaum vernünftige Grundrisse möglich gewesen wären und die Wirtschaftlichkeit eines so kleinen Hauses ohne diese Flächen fraglich erschienen wäre. So entstanden am Ende statt der ursprünglich angenommenen 350 Quadratmeter Wohn- und Gewerbeflächen fast 530 Quadratmeter. Worüber Bewohner und Bauherr sich freuen werden und der Architekt zu recht stolz ist. Insgesamt sieht Jo Klein das Haus auch als einen, wenn auch kleinen, Beitrag zur in Berlin dringend erforderlichen Nachverdichtung.
Bilder: David von Becker